(KiWi Verlag; Taschenbuch; 304 Seiten; 18,00 Euro)
Mit Ende zwanzig erhält Angelina Boerger die Diagnose „AD(H)S“. Erleichterung zeigt sich, denn nun hat die „Kirmes im Kopf“, wie sie ihre kreative Chaotik liebevoll nennt, einen Namen. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Krass und befreiend zugleich. Die Symptome bei Erwachsenen sehen in der Regel anders aus als bei Kindern. Auch das einstige Bild eines zappeligen Menschen ist überholt. Boerger geht nach der Diagnose auf eine Fragereise, die sie auf ihrem Sozial Media Kanälen teilt und dadurch zum Sprachrohr einer schnell wachsenden Community wird. Sie wächst schnell zur Expertin auf diesem Gebiet. Wissenschaft teilt immer den Jetztzustand des Erforschten mit und kann nie über eine absolute Wahrheit verfügen. Dieses Buch bringt einen sprichwörtlichen Stein ins Rollen, der dazu einlädt, dieses Wissen zu erweitern, neu zu definieren und somit aus einer diagnostischen Expertise, die oft auch Stigmata bedeutet, herauszuwachsen. Einfach, weil wir Menschen verstehen, dass neben medizinischer Hilfe auch andere Wege gegangen werden können. Weil menschliche Gehirne unterschiedlich sind. Daher wird eine Vielfältigkeit der Neurologischen Verschiedenheiten (z.B. die Formbarkeit unserer Gehirne „Neuroplaszitität“) anerkannt werden, weil sich unser Gehirn anpassen bzw. erneuern kann. Es stellt sich hier die Frage, warum wir als Gesellschaft Schwierigkeiten damit haben, dass wir keine systemischen Roboter, sondern Lebewesen sind. Das Gehirn von AD(H)S´lern tickt anders. Und das ist gut so. Eine spannende, lehrreiche Lesereise durch die AD(H)S Brille der Autorin, die augenöffnend ist.Weitere Infos: https://www.kiwi-verlag.de/buch/angelina-boerger-kirmes-im-kopf-9783462004618