(Salis, 295 S., 24,00 Euro)
Der US-Amerikaner Daniel Levin hat Schweizer Wurzeln. Dieser Umstand schlägt sich in seinem Debutroman ebenso nieder wie die Tatsache, dass Levin hauptberuflich als Anwalt tätig ist. Denn es geht hier nur vordergründig um einen nicht gänzlich aufgeklärten Todesfall, seine wahre Berufung findet Levin vielmehr in ausufernden rechtsphilosophischen Erörterungen. Für dieses spezielle Mitteilungsbedürfnis die Form eines Briefromans zu wählen, ist kein schlechter Kunstgriff und weil wir im 21. Jahrhundert leben, tauschen sich der New Yorker Anwalt Thomas und die in Tel Aviv lebende Musiktherapeutin Rachel via Internet aus. Betrachtungsgegenstand ist der lange zurück liegende Tod von Thomas’ Vater, für den seine Mutter Milena seit Jahren im Gefängnis sitzt. Die Beweislage war seinerzeit dünn, umso erstaunlicher, dass sich die als Juristin schon zu einigem Ruhm gelangte Milena dem Urteil widerstandslos beugte. Ein Geheimnis, sicher. Nur wird dem Leser dieses Geheimnis relativ schnell klar, wie überhaupt die eigentliche Geschichte in eher blassen Farben entwickelt wird. Die Leidenschaft des Autors findet sich in den seitenlangen Exkursen zu moralischen, ethischen und (rechts)philosophischen Problemen wie "Tyrannenmord: Ja oder Nein?" oder dem Für und Wider der Todesstrafe. Da werden antike DenkModelle bemüht, Metaphern strapaziert und der Stoff gleich mehrerer juristischer Proseminare dekliniert. Ein auf einen sprachlich ausgefeilten Romanstoff Hoffender wird sich da schnell enttäuscht und auch etwas gelangweilt abwenden, denn die durchaus geistreichen Reflexion zum Verhältnis von Ethik, Moral und Recht sind ausschließlich in einen eher steifen, vielfach nicht sehr glaubhaften Mail-Verkehr gekleidet. Händler sollten "Milenas Versprechen" deshalb besser in das Regal mit den juristischen Fachbüchern stellen.Weitere Infos: www.elstersalis.com/produkt/milenas-versprechen-daniel-levin