(Hanser, 119 S., 12,00 Euro)
Natürlich ist Eco tot, leider. Schon seit mehr als fünf Jahren fehlt die Stimme des großen Theoretikers und geistreichen Schriftstellers. Deshalb kennen Eco-Nerds die hier versammelten drei Texte natürlich längst, sie wurden in unterschiedlichen Essay-Bänden bereits veröffentlicht. Und doch ist das Thema "Verschwörungen" gerade brandaktuell, was die Herausgabe dieses auch gestalterisch sehr gelungenen Bändchens mehr als rechtfertigt. Eco war zeitlebens fasziniert von Komplotten und Konspirationen, ohne philosophisch und dramaturgisch geschickt zugespitzte verschwörerische Umtriebe kein "Name der Rose" und schon gar kein "Foucaultsches Pendel". Aber auch medien- und zeichentheoretisch setzte sich Eco mit dem Thema auseinander, als der "König aller Komplotte" galten ihm die Anschläge von 9/11. Die hierzu verbreiteten (mal mehr, mal weniger abstrusen) Theorien entkräftet er mit einem fast schon banalen, auf jeden Fall aber sehr schlüssigen "Beweis des Schweigens" und zeigt die übergeordneten, immer wiederkehrenden Muster solcher Denkwelten auf (die er als moderne Form der Sehnsucht nach einer lenkenden Kraft deutet). Aber auch "Fiktive Protokolle" (die z.B auch die gedankliche Basis für "Der Friedhof in Prag" lieferten) und "Imaginäre Astronomien" bergen Aufschlußreiches, sowohl für das (eigene) kritische Denken wie auch für die Kulturgeschichte (was wüsste man sonst über Alessandro Tassoni und die von ihm 1627 vorgetragenen Argumente gegen eine Bewegung der Erde?). Nein, dümmer man wird keinesfalls beim Eco-Lesen, man sollte es viel öfter tun.Weitere Infos: www.hanser-literaturverlage.de/buch/verschwoerungen/978-3-446-27143-2/