(Ullstein, 345 S., 22,99 Euro)
Ein Plädoyer "Für einen neuen Kommunismus" – wie bitte? Wenn eine solche Textsammlung in einem "Mainstream"-Verlag erscheint, will der Untertitel natürlich auch das Feuilleton provozieren und damit den Verkauf ankurbeln. Wirkliche Radikalität oder gar konkrete Handlungsanleitungen darf man da eher nicht erhoffen, interessante und anregende Gedanken aber schon. Und solcherlei Erwartungen werden durchaus erfüllt, denn wie sich der slowenische (Anti)SystemDenker hier mit Marx und Syriza an Flüchtlingsproblematik und (Rechts)Populismus, an China und Trump, an political correctness und Genderfragen, also an vielerlei Detail- wie GrundProblemen der Menschheit abarbeitet, ist durchweg lesens- und bedenkenswert. Bedenkenswert v.a. auch im Hinblick auf tatsächliche Reflexion und geistige Auseinandersetzung, denn Zizek geht zwar selbstverständlich davon aus, dass seine jeweiligen Positionen die richtigen sind, aber das entbindet den Leser ja nicht von der eigenen Meinungsbildung. Die konkrete Kritik einzelner Passagen dieses Buchs ist sicher wichtig und auch notwendig, im hier zur Verfügung stehenden Rahmen aber nicht zu leisten. Entscheidend ist, dass Zizek auch den (besser: uns!) saturierten, links-alternativen (West)Europäern und SalonRevolutionären klar zu machen versucht, dass von tatsächlicher Freiheit auch im Westen nicht die Rede sein kann. Die Diktatur ist hier nur sublimer und der Diktator kein Mensch, sondern das Kapital. Nicht, dass wir das nicht schon wussten, aber Zizeks Buch erinnert auch an Stellen daran, die man schon (wieder) hingenommen hatte. Und die mahnende Botschaft, dass es primär um die politische Arbeit an der Basis geht, weniger um das Kurieren einzelner Symptome, kann nicht oft genug wiederholt werden. Halten wir uns also an die alte (hier als Kapitelüberschrift verwendete) Situationisten-Parole: "Soyez réalistes, demandez l’impossible!".Weitere Infos: www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/titel-folgt-9783550201158.html