(Schwarzkopf & Schwarzkopf, 175 S., 19,99 Euro)
Weil ich die Verlagsankündigung offenbar nur überflogen hatte, war ich der irrigen Annahme, "Fortgeschritten" sei die Autobiografie des ausgebildeten Opernsängers. Weit gefehlt, es ist Emmerlichs inzwischen schon vierter Band mit kurzen Reflektionen über die Welt im Allgemeinen und das Befinden des Herrn Künstlers im Besondern. Weil großzügig und lesefreundlich gesetzt (die Dioptrien-Werte der Lesehilfen seiner Zielgruppe dürften nicht unter meinen liegen), reicht für das Werk aber ein Lesenachmittag. Der war für mich trotzdem nur bedingt erfreulich, denn auch wenn der Mann mit dem mächtigen Bass zu Ostzeiten mit für DDR-Verhältnisse relativ spitzer Zunge Fernsehunterhaltung betrieb, verlor er sich nach 1990 in den Untiefen der mdr-Renterbelustigung (von SemperOpernball bis zur "Krone der Volksmusik"). Und das blieb nicht ohne Spuren, denn aus den hier versammelten Texten spricht genau jene gruselige Mischung aus vermeintlicher Volksverbundenheit, trinkfestem Altherrenwitz und neunmalkluger "nun mal ehrlich"-Pseudophilosophie, die auch Super-Illu & Co. kultivieren. Ich hätte es wissen müssen: Emmerlich ist – obschon in Thüringen geboren - bekennender Klischee-Dresdener und damit als konservativer KulturGutsHerr sowieso schon mal ganz schlau und über jede Kritik erhaben. Genau wie "Fortgeschritten".Weitere Infos: www.emmerlich.de