(Heyne Hardcore, 350 S., 16,00 Euro)
Wie schon der erste, sich mit dem subkulturellen Wirken in der DDR-Provinz befassende Teil der Geschichte(n) um Anton Kummer (s. WZ 07/16) ist auch Kühnes Fortsetzung durchaus autobiografisch geprägt. Unser Held muß sich nach einem sowohl sein Dasein als Klubbetreiber wie symbolisch auch die DDR beendenden Verkehrsunfall nun unter Westbedingungen im wilden Osten zurechtfinden. Schnell bemerkt auch der politisch sonst eher unbedarfte Systemversager, dass trotz Kohlscher Versprechen nicht alles Gold ist, was von schmierigen Vertretern glänzend angepriesen wird. Berlin ist zu groß für den Jungen vom Dorf, der ihm gnädig einen Verkaufsberaterposten anbietende Bootleg-Label-König zu clever für den naiven Musikfan und die Liebe zu mysteriös für das Glück des Orientierungslosen. Und das Passieren des Drehkreuzes eines West-Supermarkts unter ehrfurchtsvoller Benutzung eines Einkaufswagen wird für den Ungeübten schnell zur Slapstick-Szene. Das Buch beschreibt auf so ehrliche wie komische Weise einen Lebensweg, den manch schillernder DDR-Szeneheld in den 90ern so oder ähnlich durchlaufen hat – nicht alle behielten den Kopf so tapfer oben wie Anton Kummer. Melancholie und Mut, Scheitern und Weitermachen – das wird hier unterhaltend (Pop)Literatur.Weitere Infos: www.randomhouse.de/Paperback/Kummer-im-Westen/Alexander-Kuehne/Heyne-Hardcore/e563094.rhd