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LEA STREISAND

Hufeland, Ecke Bötzow

Ullstein, 223 S., 20,00 Euro

Franzi ist fast ein Schulkind, als ihre etwas Boheme-haften Eltern aus dem Adlershofer Neubau in den Bötzow-Kietz ziehen. Dort regierte Mitte der 80er aber noch nicht die satte Behäbigkeit der zugezogenen Schwaben in pastellbunten Fassaden, sondern unter bröckelnden Balkons die deftige Herzlichkeit Berliner Proletarier. Mit bester Freundin und Freund wächst Franzi durch die Spät-DDR und die WendeWirrungen zur Frau heran, wird von der begeisterten Jungpionierin zur Skeptikerin und sogar zur Ladendiebin (bei denen der Kapitalismus bekanntlich wenig Gnade kennt), erlebt tragische Verluste (gegen Mattis Herzfehler kommt die Medizin nicht an) und Liebes-Glück/Kummer/Lust&Leid. Irgendwann ist die Mauer weg, alles wird ganz anders und schon bald ziehen die ersten Weststudenten-WGs in die billigen Altbauwohnungen (die ihre Eltern wenig später für einen Spottpreis kaufen, um nach dem Aufhübschen flugs die Miete "anzupassen"). Die Gentrifizierung begann hier lange bevor sie so hieß. Deshalb endet der etwas oberflächliche, gleichwohl unterhaltsame Roman auch mit der Jahrtausendwende. Danach ist es hier so wie heute überall in Prenzlauer Berg: durchsaniert und hip. Nur wir alten Romantiker denken beim Bier im FaF-Garten manchmal nostalgisch-verklärt an "damals". Und vielleicht auch an eine Franzi.
Weitere Infos: www.ullstein.de


April 2020
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