Alexander Verlag, 285 S., 19,90 EUR
In Berlin gibt es seit einigen Jahren eine Valeska-Gert-Straße und weil dort Zalando sein "headquarter" hat, kennen einige den Namen nun zumindest vom Schriftverkehr mit dem Versandriesen. Aber mehr wissen meistens weder die Zalandos noch ihre Nachbarn vom Baukonzern Porr über die Frau, die im Berlin der 20er der TanzPerformance wesentliche Impulse gab (manche betrachten sie gar als deren Erfinderin). Wolfgang "Die Tödliche Doris" Müller hat dafür gesorgt, dass "unser aller Prä-Punkerin"(Müller) im subkulturellen Gedächtnis verankert wird, dennoch lernt der Leser aus dieser Neuausgabe der 1968 verfassten Autobiografie noch jede Menge. Die gutbürgerliche Kindheit, die wilden Jahre in Berlin, die zögerliche Emigration, der Weg aus dem Nichts zum Star der New Yorker Boheme und der nicht leichte Weg zurück in das Adenauer-Deutschland, das mit jemandem, der auch "als alte Frau noch erschrecken"(Schlöndorf) kann, natürlich wenig anfangen konnte – ein spannendes und in seiner kompromisslosen Widerständigkeit auch vorbildhaftes Leben. Der Text ist herrlich unverfälscht von Ghostwritertum, die Gedanken purzeln wild durcheinander, manches wird gut erfunden sein, anderes brillant erinnert, Gert beschreibt - nicht immer ohne Eitelkeit und Eifersucht - das "Kaleidoskop meines Lebens" sehr lesenswert.Weitere Infos: www.alexander-verlag.com/programm/titel/457-ich-bin-eine-hexe.html