Salis, 437 S., 24,00 EUR
Vor 7 Jahren feierten wir an dieser Stelle den Debutroman des Schweizers (s. WZ 10/12), "Land spielen" zählt seither zu meinen Lieblingsbüchern (und -geschenken). Schon dort fiel die filigrane, aber auch seltsame, weil auf eigenartige, niemals avantgardistische-experimentelle, eher impressionistisch-introvertierte Weise ungewohnte Erzählform auf. Roman Nr. 2 behandelt vor einer ganz anderen Folie ein ähnliches Thema, die unerfüllte Sehnsucht, die emotionalen Wechselbäder der Liebesdinge, die Schönheit von Begehren und Verlangen, den Schmerz ausbleibender Erfüllung, aber auch den nach dem Erreichen des Ersehnten. Die Geschichte um eine Mitfahrgelegenheitszufallsbekanntschaft, die der Held D. zu einer außerehelichen Halbschwester fantasiert (oder als solche erkennt?) führt uns über deutsche Autobahnen in die schweizer wie die dänische Provinz: in alte Programmkinos, psychiatrische Kliniken und auf seltsame WG-Parties. Die Stärke des Buchs liegt aber einmal mehr weniger im "plot" denn in der Beschreibung des Geschehens. So wird das buchstäbliche Ausziehen einer Armbanduhr zum hocherotischen Vorgang und bipolare Affektstörungen zum existenziellen Erlebnis. Ein weiteres Mezger-Meisterwerk: in Stilistik, Rhythmus und Erzähltempo so variabel wie gekonnt.Weitere Infos: www.elstersalis.com