Goldmann, 189 S., 10,00 EUR
Lesebühnen und poetry-slams leben zu einem guten Teil vom livehaftigen Vortrag, ein Aspekt, der beim (Nach)Lesen der Texte in Buchform auf der Strecke bleibt (und einer der wenigen Gründe FÜR Hörbücher). Das gilt zumindest teilweise auch für den in Mainz geborenen Berliner Bokowski, der sowohl seine polnischen Eltern wie auch seine sexuellen Präferenzen nicht schüchtern verheimlicht (warum auch?), sondern offensiv zu Stoff seiner wahrhaft lustigen Texte macht. Ich habe mich redlich bemüht, muss aber gestehen: schon auf S. 10 waren peinliche Lachkrämpfe nicht mehr zu unterdrücken. Das war den U-Bahn-Mitfahrern sichtlich unangenehm, aber was kann ich dafür, dass Bokowski die Autokorrekturfunktion in den Whatsapp-Nachrichten seiner Mutter so sachkundig wie nachdrücklich zu beschreiben versteht: "Hallo Katz, hier ist deine Nutte. … Von meinem Straßburger geschändet." Genau. Oder der liebevolle Hinweis unter Geschwistern: "Ist mir ja ein Rätsel, warum Mama und Papa dich nicht weggegeben haben. Wir waren so oft an irgendwelchen Autobahnrastplätzen. In Belgien, Polen, Dänemark. Alles verschenkte Gelegenheiten." Oder der wirklichkeitsnahe Dialog "Fahrstuhl für zwei". Oder alles andere. Wirklich lustig (aber viel mehr denn auch nicht).Weitere Infos: www.paulbokowski.de