Nagel & Kimche, 270 S., 22,00 EUR
Viel wurde schon geschrieben über die Bedeutung des ersten Satzes eines Buches, dieses beginnt so: "Seit zwei Tagen schon rochen sie den Rauch." "Sie" sind Jack und Wynn, zwei Collegefreunde, die eine Paddeltour durch die kanadische Wildnis machen. "Der Rauch" stammt von einem enormen Waldbrand, in den sie "Der Fluss" führen wird. Vorher retten sie noch eine schwer verletzte Frau vor dem Tod in der Einsamkeit der Taiga, müssen deren Ehemann (wie auch zwei versoffene Texaner) fürchten und unter erschwerten Bedingungen die ohnehin schon nicht leichte Tour durch Stromschnellen und Frost (im August!) absolvieren, mit Blaubeeren und Forellen als Hauptverpflegung. Die Schönheit der Natur ist eine Seite, plötzliche Gewaltausbrüche die andere. Der Text lebt von Hellers klugem Rhythmusgefühl, dramatische Passagen wechseln mit elegischen Schilderungen des Waldes, lyrischen Momenten folgt expressionistische Wortgewalt bei der Beschreibung der faszinierenden Schrecken des Feuers. Dieses Buch ist nichts für eskapistische Naturfreunde, liegt sein Anliegen doch darin, zu zeigen, dass das Böse überall ist. Das Gute aber auch. Für mich eines der besten Bücher dieses Jahres, mit einem sehr gelungenen ersten Satz.Weitere Infos: www.nagel-kimche.ch/buecher/peter-heller-der-fluss