Kremayr & Scheriau, 189 S., 22,00 EUR
Es ist schwer, dieses Buch zu besprechen, ohne wesentliche Spannungsmomente zu verraten. Deshalb zum Inhalt nur so viel: Ein arbeitsloser ITler ergibt sich eines Abends liebeskummerbedingt dem Suff und reagiert in davon induzierter Selbstüberschätzung nachts auf Facebook so, wie es viele auch außerhalb literarischer Fiktionen tun: er schreibt ein selbstherrlichen Kommentare zum Mord an einem Kind: "Gebt mir sein Messer und ich schlachte ihn genauso ab wie er das kleine Mädchen." Am Morgen danach bedauert er seine vorschnellen Worte, aber das Posting hat schon 1200 likes, verbreitet sich rasant weiter und hat unerwartet konkrete Folgen. Oppitz beleuchtet moralische, ethische und politische Fragen allseitig, ohne dem Leser das Recht auf eine eigene Meinung zu nehmen. Das ist unbequem, im Augenblick angesichts der ganz realen Folgen virtueller Kraftmeierei (und die reichen bekanntlich bis zu Trump, Brexit und Pegida) aber auch dringend nötig. Dass der aufmerksame Leser nebenbei die feinen Unterschiede des Österreichischen zum Standard-Deutsch genießen kann, ist da nur noch das, ähm, Schlagobers-Häubchen.Weitere Infos: www.kremayr-scheriau.at/bucher-e-books/titel/die-hinrichtung-des-martin-p/