Edition Körber, 206 S., 17,00 EUR
Balzer war lange Zeit der Popverantwortliche der Berliner Zeitung, hat dort mitgleicher Inbrunst Sunn O))) und Lady Gaga gefeiert, sich dann über taz, Rolling Stone und Spiegel Online bis zur ZEIT "hochgeschrieben" und nebenher noch für die Berliner Volksbühne oder das Deutsche Theater gearbeitet. Aber so wie sich seine journalistischen Texte durch feine Ironie und liebevollen Spott auszeichnen, so zeigt er (nicht erst) mit diesem, teilweise aus bereits anderweitig erschienenen Gedanken recyclten, auf jeden Fall aber höchst lesenswerten Essayband, dass er auch auf eher theoretischem Parkett zu tanzen versteht. Ausgehend vom 2018er "Echo-Skandal" untersucht er die zunehmende Aggressivität auch im Pop und deren Synchrongehen mit dem Aufstieg des politischen Populismus. Dabei arbeitet er sich an der "cultural appropriation" genauso ab wie am zu gut Gemeinten (Stichwort BDS), untersucht die heutige Relevanz und Möglichkeit von (Geschlechter)Grenzüberschreitungen, von linker und rechter HeimatMusik und Identitätsgewinn- und -verlustrechnung. Dass er am Ende auch noch Aufgabe und Optionen von PopKritik unter diesen Vorzeichen analysiert, rundet dieses schlaue Buch weiter ab.Weitere Infos: www.koerber-stiftung.de/publikationen/shop-portal/show/pop-und-populismus-248