Hoffmann und Campe, 271 S., 22,00 EUR
Die türkische Journalistin hat es bereits hinter sich. Weil die Gefahr nicht mehr allein in (all)täglich entgegenschlagendem Hass, beruflicher Demontage und gesellschaftlicher Ausgrenzung bestand, sondern ganz konkret und körperlich zu werden drohte (für aufrechte türkische Oppositionelle ist mittlerweile ja das Gefängnis der wahrscheinlichste Aufenthaltsort), verließ die Aktivistin 2016 ihre Heimat und lebt seither in Zagreb. Aber ihre Beobachtungen macht sie weltweit: von Trump-USA bis Orban-Ungarn ist die Grundstruktur der der Erdogan-Türkei erschreckend ähnlich. Auch bei uns im satten Westen ist es höchste Zeit zu handeln, um zumindest Teile der (vermeintlich) freien Welt vor Temelkurans Resume zu bewahren: "Unser Versagen besteht nicht darin, nicht unser Möglichstes getan zu haben; der Fehler war, nicht zu wissen, dass wir es früher hätten tun müssen." Dass diese wichtige Analyse durch viele Zeitsprünge und fetzenhafte Erinnerungen an an vielen Orten geführte Kämpfe auch stilistisch anstrengend ist, darf kein Argument gegen dieses Buch sein, denn es ist eines voller Temperament, voller Wut, voller Enttäuschung, aber auch voller Kraft.Weitere Infos: http://www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/wenn-dein-land-nicht-mehr-dein-land-ist-oder-sieben-schri