Salis Verlag, 287 S., 23,00 EUR
Dieses Buch ist inzwischen schon ein Jahr alt, fand aber seinen Weg auf meinen Schreibtisch nur auf Umwegen. Und auch der Zugang zum Text fiel mir zunächst schwer, doch das Wissen, dass bei Salis in der Regel entdeckenswerte Autoren eine Bühne finden, verhinderte ein vorschnelles Aufgeben. Wie gut, denn der Kunstgriff der in der Schweiz lebenden Dozentin und NZZ-Feuilletonistin Wei Zhang besteht darin, eine Kindheit und Jugend im kulturrevolutionären China konsequent durch die Augen der Protagonistin zu sehen und also auch aus der Gedankenwelt einer bestens agitierten Schülerin heraus zu beschreiben. Egal, ob der Vater vom Ingenieur zum Arbeiter zurückgestuft oder das Häuschen der Tante vom Land enteignet wird – die Partei und der große Führer Mao werden schon wissen, warum. Natürlich ist dieses Buch alles andere als naiv, der Trick funktioniert und entlarvt die maßlose, stets auch selbstherrliche Radikalität der Funktionäre, zeigt, dass auch unter diesen Umständen Liebe den Übergang vom Kind zur jungen Frau wesentlich bestimmt und das trotz aller Propaganda das Kollektiv am Ende doch aus Individuen besteht.Weitere Infos: www.salisverlag.com/title/wei-zhang-eine-mango-für-mao