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QUICKSILVER

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Warum nicht gleich kopfüber in den Schund? V.A. "The Art Of McCartney"(Arctic Poppy/Kobalt/RTD) versammelt ganz viele ganz schreckliche Musiker (u.a. Billy Joel, Jeff Lynne, Barry Gibb, Steve Miller und Sammy Hagar), die sich am Werk des Beatles versuchen. Ich bin kein ein großer Freund der Originale, aber das hier haben weder "Lady Madonna" noch "Band on the Run" verdient. 1
THE RUA sind drei Geschwister aus Windsor, die auf ihrem Debut "Essence"(FOD/H'art) sterbenslangweiligen Pop mit leichtem Countrytouch spielen. Ich find's dürftig, aber die Mehrheit wird es wohl mögen. 2
Er war (für viele) ja gerade ganz groß, aber auf "Bad Gastein"(Staatsakt/RTD) bäckt FRIEDRICH LIECHTENSTEIN ziemlich kleine Brötchen. Entweder ich verstehe hier etwas ganz falsch bzw. gar nicht, oder es ist wirklich Dieter Meier für ganz Arme. 2
Auch die neue CD "Ready To Go"(RAR/Motor/Edel/Believe) der von mir durchaus geachteten PITCHTUNER kann trotz Produzent Norman Nitzsche (Contriva, Mina) die seichten Gewässer durchschnittlichen ElektroPops dieses mal nicht verlassen. 2
Aber in diesem Monat findet ja nicht mal ein wirklich verdienter Mensch Gnade: FELIX KUBIN hat es mit dem Schätzeausgraben einfach übertrieben. Sein mit Hilfe des Deutschen Musikrats entstaubtes, aus einer MC, einer CD und einem dicken booklet bestehendes "Chromdioxidgedächtnis"(Gagarin Records), eine wirre Aneinanderreihung von collagierten Radiomitschnitten, Bandfetzen, Archivalien (dazu gleich mehr) und - noch am interessantesten! - einem Interview mit dem Philips-Ingenieur und MC-Mitentwickler Wim Langenhoff, über(oder unter?)fordert meine Synapsen. Überflüssiger ist da nur der tape-only-sampler V.A. "Wir triumphieren. Bergedorfs Kinderbandszene 1982-1985"(Alarm), auf dem Felix und seine Freunde, gerade der Grundschule entwachsen, mit großer Geste vor sich hin dilettieren. 2/2
Eine andere nicht wirklich notwendige re-issue kommt via Bureau B/Indigo von Dorothea Raukes aka. DEUTSCHE WERTARBEIT, deren gleichnamiges Album 1981 auf Sky erschien. Eine recht uninspirierte Reise quer durch die zeitgenössische Produktpalette des Sponsors Korg. 2
Pophistorisch wertvoller, allerdings auch spürbar gealtert ist der nervöse PunkJazzFunk von Mark Stewarts POP GROUP, deren für mich schwächste Platte "We Are Time" gemeinsam mit dem tracks von Singles/BBC-Sessions oder outtakes versammelnden "Cabinet Of Curiosities"(beide Freaks R Us/Indigo) wiederveröffentlicht wird. 2/3
Und wisst ihr was? Nicht mal alte Helden wie TARWATER können derzeit überzeugen (vielleicht liegt's doch an meiner Herbstdepression?). Auf "Adrift"(Bureau B/Indigo) vergräbt sich Ronald Lippoks Gesang zu tief in reduziert-exotischen KrautKram und psychedelisch-jazzige Indietronics, wobei wir bei dieser Band die Meßlatte natürlich auch recht hoch legen müssen. Sollte man vielleicht im Frühjahr nochmal hören. 3
Auch LAMB schwächeln auf dem neuen Album "Backspace Unwind"(Strata/H'art). Lou Rhodes haucht sich tapfer durch Barlows Sounds, die aber verlassen das frühere (angenehme) Spektrum zwischen melancho-Drum'n'Bass und jazzigem TripHop in Richtung schnöd-straightem Knöpfchendreherpop. 3
Da lieber den fetten DubStep von BIG BROTHER ON ACID, einem Produzenten aus Brooklyn, der auf seiner s/t Debut-CD (Alrealon Musique) nicht nur schwere beats vor sich her schiebt, sondern auch angenehm experimentelle samples in das Klangbild mixt - Meat Beat Manifesto vs. Coil. 4
Oder den gleichermaßen an Afrika wie Brasilien erinnernde Groove, den der Portugiese BATIDA auf "Dois"(Soundway Rec. /Indigo) seziert und damit AfroBeat-Riffs, Elektronik-Flecken und redselige MCs untermalt. 3
Auch grooveorientiert und sehr nett, wenngleich hoffnungslos oldschool ist der von funky Bläsern gestützte jazzige SoulPop der am Ladbroke Grove aufgewachsenen ALEXIA COLEY auf "Keep The Faith"(Jalapeno/Groove Attack). 4
Noch weiter in der Vergangenheit lebt (schon immer) GÖTZ ALSMANN. Der huldigt nach seiner 2011er hommage an das französische Chanson nun US-amerikanischen Standards. "Götz Alsmann am Broadway"(Blue Note/Universal) bietet 18 Klassiker (Rodgers/Gershwin/Porter et al.) im SwingJazz-Kleid, allerdings mit durchweg deutschen Texten (die der alte Auskenner aus tiefen Archiven hob). Man muss den Mann mögen - wenn man das tut, ist das hier gut! 4
Ganz anders, aber auch speziell ist "Nothing Important"(Weird World Rec./Domino) vom Briten RICHARD DAWSON. Der bemüht sich gar nicht erst um Schöngesang, sondern krächzt und schreit zur klirrenden, verzerrten, jaulenden, stets hart aber gekonnt geschlagenen Bluesklampfe. Eindringlich. 4
Wesentlich freundlicher sind die Italiener FABI SILVESTRI GAZZÈ, die auf "Il Padrone della Festa"(Sony) CantautoriPop in Reinkultur zelebrieren. 3
Dass die eine Hälfte von ÓBÓ Tourkeyboarder bei Sigur Rós ist, merkt man "Innhverfi"(Morr/Indigo) gelegentlich an. Meist regiert aber die übliche isländische Niedlichkeit aus Pianotupfen, Harmonika, Glockenspiel und weichem Gesang. 3
THE PICTISH TRAIL nennt sich ein Mann von einer Miniinsel vor Schottland, der für seine "Secret Soundz Vol. 1 & 2"(Moshi Moshi/RTD) mehr Beachtung verdient hätte. Geschickt arrangierter teilelektrifizierter Folk mit Verstand (wirklich sowas wie die Beta-Band-Version von Beck), dem bei jedem Hören neue Seiten abzugewinnen sind. 4
A FOREST ist ein Trio mit gleich zwei Sängern, bei dem das Timbre des einen mich den reduzierten, dennoch geschmeidigen MelanchoFolkPop auf "Grace"(Analogsoul/Broken Silence) als Chris Rea goes Indietronic zu beschreiben reizt. 4
Wer's gern etwas schneller mag, darf zum "Turbo Balkan Groove"(Gusstaff Rec./Broken Silence) der Polen von TSIGUNZ FANFARA AVANTURA greifen. 10 x sauber gespielte Blasmusike mit ganz leichtem Klezmereinschlag. 3
Als Schlußkontrast noch leise, Konzentration wie Kontemplation erfordernde Klänge: KEVIN DRUMM erkundet auf "Trouble"(Editions Mego) über 54:00 min. die Feinheiten des kaum Hörbaren. Schwaches Schweben, zartes Sirren: ambient-drones aus einer ganz anderen, sehr eigenen Kategorie. 4

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