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LAUREN HOFFMAN

Mehr als nur ein Ding

LAUREN HOFFMAN

„Choreography“ ist Lauren Hoffman’s dritte CD. Nach einem erfolgversprechenden Start Mitte der 90er war es jedoch ca. 6 Jahre still um die zierliche Songwriterin aus Virginia. In dieser Zeit studierte sie Tanz (und eben Choreographie) und reiste um die Welt, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und ihren Platz in der Musikwelt neu zu definieren.

Das Ergebnis ist beeindruckend. Denn das mit Musikern von Cracker, Sparklehorse und Labradford eingespielte „Choreopgraphy“ geriet zu einem Werk, das wesentlich universeller, selbstverständlicher und reifer klingt, als es Lauren’s eigentliches biologisches Alter für möglich halten ließe. Dennoch: Was hat es denn mit der Pause vor der neuen Scheibe auf sich?

„Nach meiner zweiten CD, ‘From The Blue House’, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht wusste, was auf mich zukam und wie ich mich verhalten sollte“, erzählt Lauren, „es schien zwar so, dass ich schon ziemlich reif war und es schien, dass ich fähig war. Aber die Sachen, die bei einem Major-Label auf Dich zukommen, sind doch recht unberechenbar. Ich fühlte mich ausgebrannt und heuerte einen Anwalt an, der mich aus dem Vertrag holte. Ich erzählte jedermann, dass ich aufgeben wolle. Das war der einzige Weg für mich, wieder zu mir selber zurückfinden zu können. Es war nämlich so, daß ich in der anschließenden Zeit immer noch Songs schrieb. Ich trat aber nicht mehr auf. Durch diesen Prozess lernte ich zu unterscheiden, eine Künstlerin zu sein und eine Karriere zu verfolgen. Ich hörte lediglich mit der Karriere auf. Als Künstlerin machte ich immer weiter.“

Das ist vielleicht auch ein Grund für die erstaunliche stilistische Bandbreite der neuen Stücke.

„Die Songs stammen praktisch aus dem ganzen Zeitraum“, bestätigt Lauren, „obwohl natürlich auch neue dabei sind.“

Ist denn die neue Scheibe in diesem Sinne ein Selbstportrait oder arbeitet Lauren mit einer Technik, die ihr diese Vielseitigkeit ermöglicht.

„Ich arbeite, ehrlich gesagt, nicht mit viel Technik“, verrät Lauren, „wenn ich es tue, dann höchstens unterbewusst. Ich tendiere dazu, direkte, persönliche Erlebnisse zu verwenden, aber diese dann zu verändern. Ich versuche, meine Geschichten so zu erzählen, dass sich andere Leute auch darin wiederfinden können. Die Sache ist die: Wenn ich Songs schreibe, arbeite ich eigentlich sehr wenig. Aber es hat mich viel Arbeit gekostet, zu diesem Zustand zu gelangen. Man muss sich durch Versuch und Irrtum und Beobachtung an diesen Zustand heranbrachten. Idealerweise muss ich im Moment der Inspiration dann an all das nicht mehr denken und kann es einfach passieren lassen.“

Dazu passt, dass die Scheibe musikalisch sehr vielseitig ist und zeitlos klingt.

„Ja, ich wollte dass die Musik und die Arrangements und die Texturen zu den jeweiligen Songs passen“, führt Lauren aus, „einen bestimmten Sound hatte ich dabei nicht im Sinn - aber die Arrangements waren meine Entscheidung. Bei meinen ersten beiden Alben bekam ich viel Druck von der Plattenfirma, die verlangte, dass ich mich für eine Sache entscheiden solle. Aber ich war schon immer mehr als nur ein Ding. Wenn ich zum Beispiel eine Sache im Stile von Elliott Smith machen wollte, wollten sie, dass ich wie Portishead klingen solle – und das funktionierte dann nicht. Bei dieser neuen Scheibe konnte ich jeden Song so gestalten, wie ich das wollte.“

Auch wenn das Rezept, eine mehrjährige Auszeit zur Selbstfindung zu nehmen, nicht für jeden zu empfehlen ist: Für Lauren Hoffman hat es sich allemal ausgezahlt.



Aktuelles Album: Choreography (Fargo / Rough Trade)



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