Ich treffe Georg Brenner – seines Zeichens Gitarrist, Sänger, Fußbass-, Moog- und Effektbediener bei Urlaub in Polen – und Philipp Janzen – Schlagzeug und Moog – an einem ruhigen Sonntagmittag in der Küche einer Kölner Hinterhaus-WG. Der Kaffee brodelt, die Zigaretten qualmen, alle sehen ein wenig müde aus, aber entspannt.
Auf die Frage nach der Bandgeschichte bekomme ich nur knappe Informationen. Georg macht das schon lange, Philipp kam im Jahre 2000 dazu. Das war, nachdem sie sich auf Konzerten und einer Party kennen gelernt hatten und der alte Schlagzeuger ausgestiegen war. Wir kommen also schnell zu dem eigentlichen Kernpunkt, welcher Urlaub in Polen ausmacht: die Zweierbesetzung. Georg überlegt kurz und setzt mit ruhiger, fast sanfter Stimme an: „Es funktioniert so und bis jetzt gab es noch keinen Anlass, das zu verändern.“ Klar wären da im Studio auch Gäste dabei, aber auf der Bühne müsse er eben die Gitarre mit den Händen und mit den Füßen den Bass bedienen. „Live funktioniert das zu zweit ziemlich gut. Die Sachen sind halt so gestrickt.“ Das sei zweckdienlich und auch viel rentabler.An diesem Punkt schaltet sich Philipp vehement ein: „Absolut zweckdienlich, aber das ist natürlich nicht die musikalische Begründung. Die musikalisch positive Komponente finde ich, ist der Entstehungsprozess im Proberaum. Dadurch, dass nur zwei Leute da sind, ist es wesentlich einfacher, in einer bestimmten Geschwindigkeit Songs zu schreiben. Oft macht man ja den Fehler, wenn man in so einer klassischen fünf Mann Band spielt, dass die dann absolut pluralistisch demokratisch aufgebaut ist, was eigentlich unsinnig ist, um Entstehung von Musik zu gewährleisten.“ Und Georg schließt lückenlos an: „Wir sind zwei Diktatoren,“ worauf alle lachen. Philipp greift die Bemerkung auf und stellt fest, dass sie beide schon ziemliche Dickköpfe seien. Sie einigen sich dann darauf, dass zwar Spannungen entstehen, die aber eher eine positive Energie freisetzen.
Bei der Frage, was für eine Art Musik aus diesen Energien entsteht, fallen Begriffe wie Ernsthaftigkeit, Humor, Experimentierfreudigkeit und Reduktion auf den Kern. Wie sich herausstellt, könnte das fast als Bandkonzept gelten: „Freiheit durch Reduzierung. Dadurch wird die Phantasie mehr angeregt!“ Worunter sowohl die Wahl der Mittel fällt – alleine durch die Zweierbesetzung – als auch der musikalischen Strukturen selber. Davon zeugen einige sehr monoton gehaltene Stücke auf „White Spot“.
Und die Publikumsreaktion? „Jeder nimmt das glaube ich so wahr, wie er es gerade braucht. Die Leute kommen dann echt mit Bands wie Prodigy oder empfinden es als das totale Rockbrett – Led Zeppelin oder Pink Floyd – oder es ist total elektronisch. Das lässt man dann so da stehen. Aber ich freue mich darüber.“ Denn selber täte Georg sich mindestens ebenso schwer, seine Musik einzuordnen, und das aus Überzeugung. „Den Fehler machen viele Bands, dass sie überlegen, was sie machen wollen. Man macht einfach.“ Und das soll im Falle Urlaub in Polen auch alles andere sein als Kritik an der Gesellschaft oder so etwas, aber „wenn es so rüberkommt, soll es mir auch recht sein.“
Weitere Infos: www.u-i-p.net