Bisher – so schien es – war Sophie Auster eher damit beschäftigt, ihre Möglichkeiten als Musikerin auszuloten. 2006 gab es einen ersten Testballon in Form des selbstbetitelten Debütalbums, auf dem die Tochter des Autoren-Ehepaares Paul Auster und Siri Hustvedt eigene und Texte surrealistischer Poeten vertonte.
Nach Abschluss der Schulausbildung gab es 2012 ein neues Lebenszeichen in Form der EP ´Red Weather´ und 2016 das zweite Album ´Dogs & Men´ - das allerdings nur digital veröffentlicht wurde. Dabei versuchte sich Sophie mit verschiedenen Musikern an allen möglichen Musikstilen - ohne sich festzulegen. Beim nächsten Mal, so sagte sich Sophie wohl, solle das nun konkreter werden.„Nun ich wollte etwas klarstellen“, erläutert Sophie, „man kann sich immer damit rausreden, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst, indem man sagt, dass man das nächste Mal alles besser machen werde, dass man sich das nächste Mal mehr anstrengen wolle, dass man beim nächsten Mal die Fehler der Vergangenheit korrigieren möchte. Ich mochte aber dann die Idee, dass diese Scheibe schon mein 'nächstes Mal' sein sollte. Deswegen machte es meiner Meinung nach Sinn, diesen Namen zu wählen – weil das das Beste ist, was ich zu machen imstande war.“
Dazu gehörte auch, dass sie lange daran arbeitete, das richtige Material für das neue Album zusammenzustellen – und auch vieles verwarf – bevor sie sich mit Produzent Tore Johannsson den richtigen Partner fand, in dessen Studio in Stockholm das neue Album schließlich entstand.
„Richtig, ich habe vieles, was ich zwischenzeitlich ausprobierte, beiseite gelegt“, bestätigt Sophie, „es gibt dann auf „Next Time“ auch viele dieser Momente des Loslassens – oder Situationen, wo sich die Charaktere befreien oder vor etwas weglaufen. Das hat das Ganze für mich dann zusammengefügt.“
Sophie ist ja durchaus eine gewiefte Geschichtenerzählerin – was aufgrund ihrer Herkunft als Tochter eines Autorenehepaares ja nicht ganz verwunderlich ist. Allerdings scheint sie keinen Wert darauf zu legen, ihr persönliches Leben in ihren Songs auszubuchstabieren. Denn die Film-Noir-Mörderballaden, die den Kern von ´Next Time´ ausmachen sind doch – hoffentlich – nicht alle autobiographisch, oder?
„Nein auf keinen Fall“, lacht sie, „ich habe mir das alles ausgedacht. Zugegebenermaßen basieren einige Sachen schon auf eigenen Erlebnissen – die ich dann aber aufgebauscht und verziert habe. Andere Sachen sind aber pure Fiktion. Ich konstruiere immer kleine Geschichten und Szenarien in meinem Kopf und das eignet sich dann oft auch als Idee für einen Song. Lustige Ideen, Zitate oder Ideen, die Dir einfallen nimmt man dann und baut darum herum eine Geschichte zusammen.“
Das bedeutet dann vermutlich ja auch, dass der ´Million Dollar Man´, den Sophie besingt, nicht Harvey Weinstein ist?
„Nein, denn den Song habe geschrieben, bevor das mit der ganzen MeToo-Debatte losging“, erzählt Sophie, „ich habe dann noch wegen Weinstein herumgewitzelt, weil die Sache ja jetzt ziemlich trendy ist – und ich natürlich auch in der Entertainment-Welt schleimige Typen wie Harvey Weinstein getroffen habe.“
Die neue Scheibe ist dabei wesentlich poppiger geraten, als Sophie's bisherige Alben. War das der Masterplan?
„Genau“, pflichtet sie bei, „ich meine es ist keine klassische Popmusik, aber sie hat einen gewissen Pop-Glanz. ich habe einfach sehr viel geschrieben. Da gab es dann viel auszumisten, aber auch darum, einen roten Faden und überhaupt die besten Songs finden zu können.“
Und stilistisch gab es da keine Vorgaben?
„Ach weißt Du - ich werde öfters mal dafür kritisiert, dass ich keinen bestimmten Stil habe bzw. dass dieser nicht einzuordnen sei. Ich würde sowas aber nicht als fehlgeleitet interpretieren, sondern ich denke, dass jeder sich in seinem Rahmen bewegen sollte. Ich mag Popmusik und ich denke das war ein Aspekt, den ich auf dieser Scheibe auch ausloten wollte.“
Aktuelles Album: Next Time (BMG)