Auch die sind erwachsen geworden. Frontmann Chuck Ragan ist Familienvater und arbeitet hauptberuflich in echten Jobs. Trotzdem haben er, George Rebelo, Jason Black und Chris Wollard ihr richtiges Leben mal beiseite gepackt und sich vier Wochen lang in Gainesville in ein Tonstudio gesperrt. Mit ´Light It Up´ erscheint fünf Jahre nach ´Exister´ nun ihr neues Album. Und lasst die Jungs ruhig älter werden – sie machen es mit Würde. Light It Up´ ist energiegeladen und unglaublich eingängig. Rock´n´Roll mit Punk im erhobenen Zeigefinger. Geradlinige Hymnen, die live die Innenräume noch immer abschmelzen dürften. Viel Feuer von einem Mann, der beruflich Leuten das Fliegenfischen beibringt. Was ist sonst so los, Chuck?
Wenn eure neue Platte eine Person wäre, wie wäre sie?“Es würde jemand unvoreingenommenes sein, ein wenig mürrisch, zynisch und genervt von der Gesellschaft. Sie wäre begeistert von ihren Freunden, davon, unter freiem Himmel zu sein und vom Gemeinschaftsgedanken. Sie würde an die heilende Kraft von Musik glauben, Veränderungen zu erwirken. Gleichzeitig wüsste die Person, dass es nach wirklicher Tatkraft und Rebellion verlangt, dies auch durchzusetzen.”
Es ist bestimmt nicht immer einfach, sich bei eurem Album neu für den gesamten Prozess zu motivieren. Wie gelingt dir das?
“Es gibt ein Sprichwort: ´Nutze es, oder verliere es.´ Das trifft auf das Schreiben von Musik oder andere kreative Tätigkeiten vollends zu. Wenn du deine Fähigkeiten verbessern willst, musst du dran bleiben. Der Schlüssel zu allem ist, den Prozess einfach immer am Laufen zu halten.”
Wann hast du mal ein großes körperliches Opfer für die Karriere gebracht?
“Vor circa 15 Jahren in Florida hatte ich ein paar schlechte Muscheln gegessen und mir eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. Das ging dann ganze zwei Wochen. Wir haben trotzdem keine Show abgesagt, immer durchgezogen. Das hat echt wehgetan.”
Gab es Phasen in deinem Leben, in denen du optimistischer in die Zukunft geblickt hast und solche, die dich pessimistischer gestimmt haben?
“Absolut! Als junge Männer konnten wir fast sorglos alles tun und überall hin, zu jeder Zeit. Als wir älter wurden, wuchs die Verantwortung mit Beziehungen, Kindern, Hauskrediten und so weiter. An dem Punkt machte sich die Realität des Musikgeschäfts bemerkbar. Das Business ist hart. Die Musiker selbst sind für gewöhnlich die letzten, die bezahlt werden. Man lebt von weniger, als die Menschen denken würden. Wir haben unsere Fans, die Musik und die Bewegung, der wir angehörten, immer geliebt. Aber wenn es um Vor- und Nachteile geht, ist es manchmal schon ein Kampf, optimistisch zu bleiben.”
Was ist heute das Wichtigste für dich?
“Für mich persönlich ist der Fokus heutzutage mein zweijähriger Sohn, meine Familie. Ich möchte ein besserer Mensch sein. Ich will den Kindern ein besseres Leben bieten können, die unseren Platz einnehmen, wenn wir nicht mehr da sind. Für uns als Band ist es die Tatsache, dass wir zu den Glücklichen gehören, die sich so lange halten konnten und tolle, treue Fans haben.”
Welche deiner Charaktereigenschaften soll dein Sohn auf keinen Fall erben?
“Mein Temperament. Ich kann wütend werden und richtig aus der Haut fahren. Vielleicht ist es das Cajun Blut in mir. Mein Junge braucht diese Eigenschaft nicht. Das ist nur Zeitverschwendung.”
Zu welchem Thema kannst du die Klappe nicht halten?
“Die Tatsache, dass es konkrete Beweise dafür gibt, dass die globale Erwärmung nicht nur existiert, sondern auch voranschreitet. Menschen leiden schon heute unter den Folgen. Trotzdem wird nicht genug gegengesteuert.”
Warum wird Punk niemals sterben?
“Es wird immer einen Untergrund geben. Immer einen Aktivisten. Es wird immer unabhängige Wege geben, seiner Agenda Ausdruck zu verleihen. Und es wird immer Rebellion geben. Nenne es, wie du willst. Ich nenne es freies Denken. Einige der „punksten“ Leute, die ich kenne, hatten nie eine Exploited- oder GBH-Platte. Dennoch leben sie nach den Idealen, über die viele Bands dieser Zeit gesungen haben.”
Aktuelles Album: Light It Up (Rise Records)