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OSCAR & THE WOLF

Die Band, die keine ist.

OSCAR & THE WOLF

Max Colombie mag es offen und herzlich. Als Sänger von Oscar And The Wolf gilt er seit einigen Jahren als Querdenker der belgischen Independent-Szene und will nun auch außerhalb der Landesgrenzen für Aufsehen sorgen. Unterstützung braucht er dafür nicht und betreibt seine Band im Jahre 2014 als Ein-Mann-Projekt: „Ich bin in Sachen Musik einfach kein guter Teamplayer und dauerhaft ein festes Konstrukt um mich herum zu haben, erscheint mir inzwischen als Ding der Unmöglichkeit.“ So ist „Entity“ ein Debüt wider Willen und Colombie im Zuge dessen clever genug um zu wissen, dass die neugewonnene Freiheit so ganz ohne Kollegen und Freunde auch Risiken in sich birgt.

„Ich kann mich einfach nicht richtig in andere Menschen verlieben – sobald das passiert und mir jemand mehr als nur nett erscheint, zweifle ich an mir selbst und frage mich, was das gerade ist: Liebe, Verwirrung oder rein gar nichts, über das es sich Gedanken zu machen lohnt.“

Max Colombie ist kein PR-Profi, der einfach nur irgendwelche Standardantworten herunterrattert. Er will mit seinen Gesprächspartnern in den offenen Diskurs über sich und seine Musik gehen und macht auch vor dem eigenen Privatleben keinen Halt.

Es käme ja eh alles raus, so autobiografisch wie es in seinen Songs stets zuginge, schüttelt das einzig verbliebene Mitglied von Oscar And The Wolf den Kopf:

„Entity“ sei ein Abbild von den vielen Unsicherheiten in seinem Leben und freilich, die Menschen, um die es auf dem Album ginge, werden sich angesprochen fühlen und demnächst möglicherweise bei ihm durchklingeln.

„Ein Redakteur meinte mal zu mir, dass sensiblen Menschen immer eine gewisse Form der Melancholie anheimfällt, weil sie stets und unterbewusst bemüht sind, das große Ganze zu sehen und es manchmal sehr ernüchternd sein kann sich dem zuzuwenden.“

Fällt es ihm deswegen auch so schwer sich auf ein Genre festzulegen, will man angesichts der Bandbreite von „Entity“ wissen:

Nein, kommt die Antwort sofort und Colombie versichert, dass ihm Oscar And The Wolf lange Zeit zu einseitig waren. Erst jetzt fühle sich alles richtig an und daran habe die Reduktion der Mitglieder einen großen Anteil – auch wenn dies vielleicht etwas böse klingt:

„Im Prinzip ist das Ganze nur noch ein Ein-Mann-Projekt, mein Ein-Mann-Projekt. Ich bin einfach wahnsinnig schlecht darin, mit anderen Menschen meine Visionen umzusetzen und beharre zu sehr auf bestimmte Wege, als dass Kompromisse wie in einer richtigen Band möglich wären.“

Während des Alleingangs muss Colombie allerdings eine ganze Menge richtig gemacht haben, selbst wenn ihn niemand dabei unterstützte:

„Entity“ ist zumindest nicht das Indiealbum, dass viele nach den ersten Singles erwartet haben, sondern feinste Electronica gepaart mit Soul, der vor allem von seinem großen Vorbild, Sängerin Sade, beeinflusst wurde.

Was den Songwriter schmeichelt, denn seit Teenagertagen sei er ein Verehrer der mehrfachen Grammy-Preisträgerin mit der einzigartigen Stimme:

„Solche Vergleiche machen mich glücklich, auch wenn viele es nicht glauben mögen. Harte Gitarrensounds waren noch nie mein Ding, aber die ersten Tracks entstanden zusammen mit Freunden und gingen deswegen mehr Richtung Indie.“

„Nun ist alles so, wie ich es möchte und natürlich vermisse ich die Jungs manchmal, aber die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten die beste.“

Bleibt nur die Frage, was denn nun passieren würde, bliebe der Erfolg mit der neuen Marschrichtung plötzlich aus – wie schätzt Colombie dieses Risiko ein?

„Ich muss es hinnehmen, denn hier sollen nicht irgendwelche Verkaufszahlen erreicht werden, sondern die Menschen an sich: Meine Songs müssen es dorthin schaffen, wo alle sie hören können – ins Radio und das funktioniert bislang ganz gut.“

„Lange war ich mir nämlich nicht sicher, ob dies mit ‚Entity’ gelingen könnte bzw. es vielleicht doch zu experimentell geworden ist. Gestern lief allerdings durch Zufall ein Song auf einem Sender und bescherte mir sofort eine Gänsehaut: Klar sind die Sachen anspruchsvoll, total verschroben aber offensichtlich nicht.“

Lacht Colombie und behält mit dieser Einschätzung recht: Wenn sein Projekt Oscar And The Wolf dieser Tage eines geschafft hat, dann eine neue Richtung einzuschlagen, die dem Macher deutlich mehr repräsentiert als es ein weiteres Gitarren-dominiertes Bandalbum.

Ob er den Kurs nun halten wird, wisse er noch nicht, fest stehe jedoch: „Ich werde ‚Entity’ nie wieder auf meiner Anlage hören – dass kann ich einfach nicht, es muss was Neues kommen.“

Das nächste Kapitel in der Karriere von Oscar And The Wolf ist also schon eröffnet noch bevor das aktuelle geschlossen wurde. Weiter, immer weiter, heißt es für Max Colombie dieser Tage.
Aktuelles Album: Entity (Play It Again Sam / PIAS / Rough Trade)

Foto: Marie Wynants


Oktober 2014
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