Episch und groß sind die Lieder von Bastille. Beim Londoner Showcase in einem Filmmuseum wurde diese Breite in der musikalischen Erzählung durch ein Streichquartett unterstrichen. Auf der Bühne machen Bastille - die Band um Mastermind Dan Smith- unmissverständlich klar, dass sie bereit sind, zum großen Sprung ins restliche Europa anzusetzen. Denn in Inselengland haben sie mit ihren beiden Singles ´Laura Palmer´ und ´Overjoyed´ die Radio-DJs schwer beeindruckt. Mit ´Flaws´, der nächsten Single haben sie aus dem Stand eine halbe Million YouTube-Klicks abgegriffen.
Orchestraler KlangkosmosDan Smith hat eine einleuchtende Erklärung dafür, warum er der Truppe einen französischen Namen verpasst hat.
„Der Tag des Sturms auf die Bastille, der 14. Juli, das ist mein Geburtstag“, grinst er. Auch kann er Aufklärung für den orchestralen Klangkosmos, den Bastille geschaffen haben, geben. Schließlich ist er es, der zuhause, im stillen Kämmerlein seines Schlafzimmers die Stücke fertigt. Doch zunächst einmal redet er über die dunkle Seite seiner Lieder.
„Klar sind meine Lieder gerne groß, strahlend und wuchtig, aber wie der Titel ‚Bad Blood’ nahe legt, reflektiere ich auch Themen, wie etwa den Verlust eines geliebten Menschen. Dann können meine Stücke auch mal die düstere Enge eines unterirdischen Ganges haben.“
Der musikalische Hintergrund von Dan Smith könnte breiter gar nicht sein. Ein beredtes Zeugnis dafür legen seine beiden Mixtapes ab, die er unter dem Titel ´Other People's Heartache´ zusammengebastelt hat.
„Dabei habe ich etwas völlig Verrücktes gemacht, ich habe klassische Tanzhallenstücke aus den 1990er-Jahren auf das Tape gepackt und Bastille-Lieder mit hinein gemischt“, erläutert er die Vorgehensweise, „der musikalische Bogen reicht von Haddaways ´What Is Love´ hin zur 1970er-Jahre-Ballade ´Love Don't Live Here Anymore´ von Rose Royce.“
Hinzu kommt, dass Dan Smith ein großer Anhänger von Filmmusik ist.
Filmmusikalischer Anmutung
All’ das fährt in seinem Kopf Karussell, deshalb ist er auch nicht der Komponist, der in althergebrachter Weise am Klavier sitzt und auf den Musenkuss wartet.
„Bei mir ist meist von Beginn an alles da“, stellt Dan Smith klar, „die Lieder kennen ihre Instrumentierung, ich muss sie nur noch umsetzen.“
So vermischen sich bei Bastille echte Instrumente mit Elektronik, geschlagene Pauken mit gestrichenen Violinen. Doch das bewerkstelligt er dann doch nicht alleine. Dazu stehen ihm Bassist Will Farquarson, Keyboarder Kyle Simmons und Drummer Chris 'Woody' Wood zur Seite. Dann gibt es noch so etwas, wie ein fünftes Bandmitglied, den Produzenten Mark Crew. Der großen ausladenden Musik stehen ganz intime, fast private Texte gegenüber. Daraus ergibt sich natürlich eine wunderbare kreative Reibung.
„Aber genau diese Gegensätzlichkeit zu vereinen, das war für mich der ganz große Reiz“, bekennt Dan Smith, „so lassen sich die Stücke auch manchmal bis zum Zerreißen spannen.“
Und erhalten so auch seine geliebte filmmusikalische Anmutung. Nicht zufällig ist das Cover im Stil eines Filmplakats gestaltet. Kategorisieren lassen sich die Bastille-Stücke kaum. Doch wer braucht schon eine Schublade, wenn die Musik so süchtig macht, so dass man sie immer wieder hören will? Bastille-Musik kann das!
Aktuelles Album: Bad Blood (Virgin / EMI Music)