Ach, könnte man doch zwei absolut gegensätzliche Klangwelten kunstvoll zusammenbringen. Die der brutalen Rockgitarre genau so, wie die der pluckernden Elektronikmaschinen. In Ansätzen hatte Nicolas Fromageau - einer der Team Ghost-Masterminds - dies schon bei M83 versucht. „Das stimmt, aber es hat mir dort dann doch an der konsequenten Formvollendung gefehlt.“
Sonic Youth versus Brian EnoFormvollendung ist auch genau das Stichwort, gepaart mit auch bereits benutzten Wort kunstvoll lässt sich genau das beschreiben, was Team Ghost tun. Doch um nach M83 überhaupt etwas tun zu können, bringt Nicolas Fromageau seinen alten Freund und Multiinstrumentalisten Christophe Guérin, den er seit dem 15. Lebensjahr kennt, ins Spiel.
„Zunächst war es mehr ein Projekt“, erzählt Nicolas Fromageau, „für die beiden ersten EPs ´You Never Did Anything Wrong To Me´ und ´Celebrate What You Can’t See´ habe ich alles im stillen Kämmerlein geschrieben und Christophe Guérin hat mir mit den Synthie- und Gitarrenparts geholfen.“
Doch schnell ist klar, es soll nicht wieder ein Duo sein. Ein echtes Bandgefühl soll her. Also werden Schlagzeuger Félix Delacroix, Bassist Pierre Blanc und Gitarren- und Tastenmann Benoît DeVilleneuve rekrutiert. Nachdem Nicolas Fromageau sich auch an Gitarre und Synthesizer austobt, sind Team Ghost sowohl eine Rock-, als auch eine Synthiemacht.
„Als Band waren wir nun endlich an dem Punkt, dass wir die Klangwelt von Sonic Youth gegen die von Brian Eno antreten lassen konnten“, blickt Christophe Guérin zurück, „und so konnten wir aus beiden Welten nur das Beste wählen und für unsere kreative Welt verbinden.“
Post Punk versus Popmusik
Doch ganz so einfach sind die Stücke von Team Ghost doch nicht zu kategorisieren. Zwar gibt es die räudige und die sphärische Seite, doch sind die Lieder weitaus vielfältiger.
„Es stimmt zwar, was Christophe Guérin sagt“, ergänzt Benoît DeVilleneuve, „aber da Team Ghost ja ganz bewusst den Bandsound gewählt haben, finden sich natürlich auch die Einflüsse aller im Gesamtklang wieder. Auch solche, die sich Post Punk oder Popmusik bedienen.“
Doch ist es nicht der süße, klebrige Aspekt der Popmusik von dem bei Team Ghost die Rede, es geht um den leicht-luftigen. Er hält die Musik von Team Ghost davon ab, ganz auf die düstere Seite des Rock oder auch der Maschinenklänge zu wechseln.
„Wir hängen eigentlich gar nicht so den dunkeln Seiten des Lebens nach“, reflektiert Nicolas Fromageau, „aber tragen nicht alle bewundernswerten Ergebnisse von Kunst eine gewisse Traurigkeit in sich? Bücher, Filme, auf jeden Fall die, die ich mag.“
Die Lieder von Team Ghost sind zwar oft bis zum Zerreißen über die Genres gespannt, doch immer auch sind sie am Ende klug ausbalanciert.
Obwohl Frankreich viele großartige Bands hervorbringt, schaffen es nur einzelne über den Rhein, nach Deutschland. Team Ghost haben alles, was dem deutschen Ohr schmeichelt, einerseits die muskulösen Rocktöne und andererseits die feingliedrigen Synthienoten. Beides wird auf eine Art verschmolzen, dass die Wurzeln zwar erkennbar sind, jedoch nicht als belanglose Zitate daher kommen. Da handeln Team Ghost vorbildlich nach dem Prinzip, das Ganze ist mehr, als die Summe der einzelnen Teile. Viel mehr!
Aktuelles Album: Rituals (wSphere/Wagram/Indigo)