Bevor sich James Cook auf Solopfade begibt, hat er zwischen 2004 und 2008, mit seiner früheren Band Nemo drei Alben veröffentlicht. Da lebte er noch in London. 2009 war er die Metropole satt und zog nach Berlin. „Das musste sein“, erklärt James Cook, „ich habe 10 Jahre in London gelebt. Das war inspirierend und aufregend. Außerdem ist es gut, dort Musik zu machen. Aber in einem solchen Moloch hast du auch alle Chancen, dich und deine Kreativität zu verlieren. Erst in Berlin habe ich sie wieder gefunden.“ Nachdem er in der Hauptstadt, gleich nach dem Umzug, das Album ´The Dollhouse´ auf, das eigentlich ein Bandprojekt werden sollte. Doch dann legt James Cook den Schalter um und überrascht mit ´Arts & Sciences´, seinem ersten Soloalbum.
UnruhegeistSicherlich war es nicht nur der Wechsel nach Berlin allein, der James Cook beflügelte. Auch sonst ist James Cook ein reisender Unruhegeist. Sammelt Eindrücke. Speichert sie. Sammelt weiter. Saugt auf, wie ein riesiger Schwamm. Bis sein Kopf voll ist. So voll, dass daraus Lieder werden müssen.
„Aber ich habe keine Kontrolle darüber, wann und wie der kreative Ausbruch stattfindet“, gesteht James Cook, „beim aktuellen Album ‚Arts and Sciences’ fanden diese Ausbrüche meist nachts statt. In meinen Träumen. Ich hatte irgendwann eine Technik entwickelt, nach solch einem gehaltvollen Traum sofort aufzuwachen und alles niederzuschreiben.“
Musikalisch liebt James Cook die Vielfalt. Genau so episch, wie seine Stücke sind, so episch breit ist auch diese Vielfalt. Elektronische Schleifen treffen auf Gitarrenriffs, melodische kraftvolle Synthesizerlinien stoßen auf wilde Bassläufe und krachende Trommeln. Dann kommt er mit ´Government Kid´ oder ´End Of Summer´ ganz singer/songwriter-orientiert um die Ecke. Und mit ´Circus Of Our Lives´ hat er auch eine perlende, verträumte Pianoballade auf Lager. All das wird aufregend befeuert durch die schmachtend-schöne Stimme von James Cook.
Kammermusik
Bereits auf dem ´The Dollhouse´-Album war als grandiose künstlerische Stütze von James Cook die Violinistin Anne Marie Kirby zu hören. Auf ´Arts and Sciences´ kommen sie und ihre opulenten, melodramatischen und barocken Streicher-Arrangements erst so richtig zum Tragen.
„Ich liebe Streicher“, erzählt James Cook, „ich höre förmlich, wie einige meiner Stücke lauthals nach Streichern schreien. Aber ich bevorzuge dabei nicht das große Orchester, ein sattes Trio oder Quartett, das ist es. Ich mag Kammermusik sowieso weitaus lieber, als die ganz großen Klangkörper.“
Und er mag Scott Walker.
„Sein Gefühl für Streicher und sein Gefühl für melodische Spannungsbögen sind bis heute unübertroffen“, fügt er an. Spannungsbogen ist ein gutes Stichwort. Daran arbeitet und feilt James Cook bis zum stimmigen Schluss. „Erst muss es dir als Musiker gelingen, in jedes einzelne deiner Stücke diesen Spannungsbogen zu implementieren“, fügt er an, „und musst du mit diesen kleinen Puzzlesteinen aus Liedern den ganz großen Bogen entwerfen, der dann bis zum Verklingen der letzten Note des letzten Stückes trägt.“
Wie schwierig dies sein kann, erlebte James Cook, als ein Großteil der Platte bereits fertig war und er für den Rest einen anderen Schlagzeuger engagierte.
„Der klang so anders und besser, dass ich mich entschloss, alles noch mal neu aufzunehmen und zwar mit dem neuen Trommler“, lacht er.
Frickler
Überhaupt hilft es James Cook sehr, wenn andere Künstler ihm kreativ zur Seite stehen.
„Ich bin sonst so ein perfektionistischer Frickler, der kein Ende findet“, gibt er zu Protokoll. Neben dem Kontakt zur Violinistin Anne Marie Kirby profitiert er dabei von seinem alten Freund Chris Corner von IAMX, der auf der aktuellen Single ´End Of Summer´, im Refrain singt und das Schlagzeug bedient. Weiterhin ist noch Bassist Phil France von The Cinematic Orchestra mit von der Partie. Gemeinsam haben sie mit ´Arts and Sciences´ ein Album in Elektro-Manier geschaffen, das sich prima zur Beschallung des Sommers eignet.www.jamescookmusic.com
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Aktuelles Album: Arts & Sciences (Deepsee Records / Rough Trade)