Leeds wird seit geraumer Zeit schon heiß gehandelt. Die Kaiser Chiefs, ¡Forward, Russia!, The Sunshine Underground und viele weitere Bands sind dort ansässig und haben in ihrer Gesamtheit einen ganz besonderen Szenesound geschaffen. Teil dieses Sounds sind nun auch The Pigeon Detectives, die bereits vor ihrer Debütveröffentlichung via Indielabel Dance To The Radio von der gesamten Insel ins retrotickende Britrock-Herz geschlossen wurden. Wieso, weshalb, warum beantworten Gitarrist Ryan, Bassist Dave und Schlagzeuger Jimmi.
Die wichtigsten Radiostationen und Pressestellen in UK haben schon vor dem Release des Debüts der fünf Leedser Jungspunde Stein und Bein auf diese Band gesetzt. The Pigeon Detectives sind heißer Scheiß, klare Sache. Darüber war sich die britische Musikwelt sofort einig, als die erste Single “I’m Not Sorry” selbstbewusst um die Ecke lugte. Obwohl sie auf Vinyl kam, war das gute Stück innerhalb eines Tages ausverkauft. Natürlich werden in solchen Fällen die Großen hellhörig und gierig:„Wir hatten Gespräche mit Majorlabel“, holt Jimmi aus, „aber das ist nichts für uns gewesen. Im Nachhinein sind wir allesamt froh, dass wir uns nicht haben breitschlagen lassen. Besser als bei unserem jetzigen Label könnten wir es kaum haben. Wir kennen die Leute bei Dance To The Radio, und sie sitzen in Leeds, nicht in London - was nicht zu unterschätzen ist. Es ist ganz unproblematisch, zu ihnen zu gehen und die Dinge face to face zu besprechen. Wir haben die volle Kontrolle über das Artwork, die Konzerte und all das Drumherum unserer Albumveröffentlichung. Wir fühlen uns einfach sehr wohl dort.“
Selbst dem Lockruf des Geldes der Majorcompanies sind die Jungs aus Leeds nicht auf den Leim gegangen. Sehr respektabel, sind sie doch wahrlich noch Frischlinge, um nicht zu sagen völlig grün hinter den Musikgeschäftsohren.
Aber dieser grüne Schein trügt.
„Letztendlich wird dir nichts geschenkt, sondern du musst alles abarbeiten oder zurückzahlen. So etwas kann einer Band schnell das Genick brechen.“
Clever and smart fast wie ein alter Hase weiß Ryan wie eben dieser im Musikbusiness läuft - auch wenn sie sich schon manchmal insgeheim und im stillen Kämmerlein fragen, ob ihr Plan aufgehen wird. Nicht ohne Grund, denn mit ihrer Wahl für das feine, aber eben auch kleine DIY-Zuhause Dance To The Radio haben sich The Pigeon Detectives im gleichen Atemzug eben auch für eine weniger starke finanzielle Rückendeckung entschieden. Ungeachtet dessen haben sie sich aber nicht lumpen lassen und solch mighty hands wie Will Jackson (Kaiser Chiefs, Embrace) als Produzenten, Cenzo Townshend (Snow Patrol, Kaiser Chiefs, Bloc Party) und Steve Harris (The Automatic, U2) als Mixer geladen. Für ein Debüt eine mächtig klare Ansage. Und solch straighte Zielstrebigkeit passt perfekt in die heiß gehandelte Leedser Musikszenerie.
„Das Gute an Leeds ist, dass es keinen bestimmten einheitlichen Sound dort gibt. Man kann die hiesige Szene nicht so exakt einordnen, wie die markanten Szenen in London oder Manchester zum Beispiel….“
„Hey“, fährt Dave plötzlich seinem redseligen Schlagzeuger in die Seite, „du vergisst, dass es aber auch mindestens genauso viel musikalischen Müll in Leeds gibt.“
Diese Jungs wissen für ihr Alter sehr genau, was im Bizz und um sie herum so geht. Sie wissen, dass man sich von diesem Müll nur dann trennen kann, wenn man gut ist. Und das zu schaffen, haben sie sich schon in früher Kindheit zum Ziel gesetzt. Sie sind Freunde seit ihrem vierten Lebensjahr und haben alle Fünf die Beatles schon mit der Muttermilch aufgesogen.
„Diese Platten lagen ja überall im Haus unserer Eltern herum! Die Beatles sind der Grund dafür, warum wir unbedingt in einer Band spielen wollten.“
Aber die wirklich hörbaren Einflüsse auf ihrem von der retrotickenden Britrock-Welt heiß erwartetem Debütalbum “Wait For Me” sind - laut ihrer selbst - Blondie, Television und Stooges. Drei Jahre lang haben sie an der Vermengung dieser Einflüsse und ihrer Wurzeln geschliffen und „den Schrott“ aus sich herausgespielt, um dort anzukommen, wo sie nun sind.
„Unser Album ist wirklich richtig großartig geworden. Jeder der zwölf Songs ist für sich genommen schon unglaublich stark.“
Klare Ansagen, die deutlich machen, wo The Pigeon Detectives hinwollen. Ob sie auch längerfristig dorthin gehören, wird sich vermutlich erst mit Album Nummer zwei definitiv sagen lassen. Bis dato gilt: ein weiteres sehr beachtliches Debüt aus Leeds.
Aktuelles Album: Wait For Me (Coop Music)