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WE ARE SCIENTISTS

Wissenschaft und Spaß liegen oft nahe beieinander

WE ARE SCIENTISTS

„We Are Scientists“ wollen sich nur ungern festlegen lassen: Zum einen nennen sie sich Wissenschaftler – Keith Murray (Gesang und Gitarre), Chris Cain (Bass) und Michael Tapper (Drums) haben sich auf der Uni kennen gelernt – haben aber auch eine sehr lustige und manchmal fast alberne Webseite. Passenderweise heißt ihr Album auch ”With Love and Squalor” – mit Liebe und Schmutz. Grund genug, sich mit Keith über die Vielseitigkeiten des Lebens zu unterhalten.

Keith: “Liebe und Schmutz kommen oft zusammen vor. Sie bedingen einander nicht, aber schließen sich auch nicht aus.“

Du bist also kein Dualist?

„Ich glaube, alles auf einen einfachen Dualismus zu reduzieren, ist Quatsch. Da gibt es viel mehr dazwischen. Man sollte den Leuten nicht nur als Intellektueller oder nur albern und verspielt begegnen. Wir versuchen alle Aspekte mit einzubringen. So sind wir als Personen einfach: Manchmal sehr akademisch, manchmal sehr lächerlich. Es gibt da nicht nur entweder oder.“

Ich habe gelesen, dass viele der Texte von realen Personen handeln – ist es einfacher darüber zu schreiben?

„Es ist nicht unbedingt einfacher, aber wenn jemandem, den ich kenne, was passiert, prägt sich mir das ein. Das kommt dann öfters in Texten vor, als rein fiktive Geschichte, weil ich mich daran erinnere.“

Wie groß war der Einfluss eures Produzenten?

„Ariel Rechtshaid hatte schon Einfluss auf das Album. Er hat nicht so sehr neue Ideen eingebracht, seine Stärke war eher, ausdrücken zu können, was wir meinten, aber nicht artikulieren konnten. Wir hatten eine genaue Vorstellung, was wir aufnehmen wollten, aber nicht immer, wie wir das erreichen. Er hatte die Erfahrung. Es ist gut, eine dritte Partei zu haben, jemand, der sich das von außen ansieht und von da Input geben kann. Wir waren froh, dass er das war, weil wir seinem Geschmack sehr vertrauen konnten und ihn persönlich schon so lange kannten, dass klar war, dass er keine Vorschläge entgegen unserer Ideale machen würde.“

Was ist denn das Wichtigste, was Du bei der Arbeit an diesem Album gelernt hast?

„Besonders bei diesem Album war Reduktion ein wichtiges Thema. Wir wollten so reduziert aufnehmen, wie möglich. Ariel brachte einiges ein, aber er sorgte vor allem dafür, dass alles einfach und strukturiert ablief, direkt und unbearbeitet, als eine Art Einführung zu unserer Band und so live wie möglich. Das war teilweise sehr hart. Viele Leute erzählen uns nach einem Konzert, dass wir da sehr dicht klingen, besonders für eine 3-Mann-Band. Das haben wir versucht, so auf das Album zu bringen. Dabei ist es aber schon verdammt verführerisch, mit versteckten Keyboardparts oder Gitarrensounds aufzufüllen.“

Unterscheidest Du dann trotzdem zwischen live spielen und CD?

„Im Moment versuchen wir bei den Konzerten sehr nahe an der Platte zu bleiben. Je nach Stimmung verändern sich die Songs natürlich, es gibt einige Freiheiten, aber Konzert und Platte sollen schon einander entsprechen.“

Wie wichtig ist dann der Unterhaltungsaspekt bei den Konzerten?

„Wir sind bekannt dafür, zwischen den Songs sehr unterhaltsam zu sein. Wir wollen sicher gehen, dass alle Spaß bei den Konzerten haben. Die Leute sollen eher das Gefühl haben, bei einem Event zu sein, als ein paar Typen ihr Album runterspielen zu sehen. Wir schlüpfen dabei aber nicht in irgendwelche Rollen.“

Ich habe gelesen, dass Ihr oft die Titel vor den Songs hattet. Wie wichtig sind denn gute Slogans?

„Manchmal braucht man nur eine gute Phrase, um eine Idee freizusetzen. Meistens habe ich die Musik vor den Texten geschrieben, aber ich sammle oft Slogans, die den Texten dann zu Grunde liegen. The scene is dead war so ein Spruch, den wir oft untereinander benutzt haben und dann zu einem Song führte.“

In dem Song Inaction geht es auch um Images – wie wichtig ist das für Euch?

„Wir sind uns unseres Images bewusst, aber es spielt für uns keine hervorgehobene Rolle. Es ist natürlich Quatsch zu behaupten, dass das nicht wichtig ist, in der Wahrnehmung der Leute. Wir gehen das aber ganz entspannt an und dekonstruieren das Rockstar-Bild ein wenig. Musiker zu sein hat für mich auch nichts mit Schauspielern zu tun. Wir sind einfach ganz gewöhnliche Idioten auf einer Bühne - unspektakuläre Typen in einer herausgehobenen Situation, die etwas tun, was der Mühe wert ist. Die Leute wollen bei einem Konzert eigentlich keine normalen Typen sehen, aber im Moment spielen wir nicht so sehr damit. Wir wollen einfach stinknormal sein, vielleicht etwas lebhafter. Das Problem, das viele Rockstars haben, die keine besondere Person darstellen wollen, ist, keine wirkliche Persönlichkeit darzustellen. Wir wollen schon Persönlichkeiten sein, aber dabei recht natürlich rüberkommen.“

So nett und unprätentiös auf dem Weg zu Rockstars - sie haben es verdient, vor allem, weil sie tolle Musik machen.



Aktuelles Album: With Love And Squalor (Virgin) VÖ.: 03.03.



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