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25 JAHRE HALDERN POP

Ein Vierteljahr wird Hundert

25 JAHRE HALDERN POP

„Mein Gott, bist du groß geworden!“ Womit unsere Tanten uns bei ihren unvermeidlichen Besuchen das Gefühl gaben, nun könnte es doch bald endlich was werden mit den Mädels, nimmt in der Regel jedem Festival den entscheidenden Charme. Und so sei an dieser Stelle all jenen gedankt, die das Haldern-Pop auch im 25. Anlauf so angenehm überschaubar halten.

Nun soll nicht zum 24. Mal völlig verblüfft breitgetreten werden, dass ausgerechnet ein Häuflein von Messdienern einst das heute so beliebte Festival aus der Taufe hob.

Ihr Aktienprojekt, bei dem sich damals knapp 50 junge Menschen mit 500 DM Startkapital und uneingeschränkter Arbeitskraft den Traum vom eigenen Festival erfüllten, ist längst Legende und wird auf ewig seinen Platz in den musikalischen Geschichtsbüchern behalten.

Wenn heute das Motto lautet: „Ich glaube ich kenne jemanden, der das weiß“, dann passt das nicht übel zur Vorgehensweise von damals, als es darum ging, jeden Pfennig, der nicht ausgegeben werden musste, durch Ideen und eigene Arbeitskraft zu sparen. Kaum vorstellbar zwar, dass die Bands auch heute auf einer selbstgezimmerten Bühne aus einem abgerissenen Dachstuhl stehen könnten, aber ein den Charakter des Festivals noch einmal verstärkender Gedanke.

Dass es vier Jahre dauerte, bis die Einnahmen des Festivals erstmals die Ausgaben überstiegen, bestätigt die Hartnäckigkeit und die Freude an der Sache bei den Machern, die größtenteils noch heute an der guten Sache Haldern mitwirken. Denn was gibt es schöneres, als auch nach vielen Rück-schlägen, hervorgerufen durch Wetterkatastrophen, Absagen oder Pannen aller Art, uneingeschränkt Positives zu erinnern und sagen zu können, dass das letzte Vierteljahrhundert voll schöner Momente war.

Die Erfahrung, dass Bands und Publikum auf magische Art und Weise auch aus sintflutartig verregneten Wochenenden unvergessliche Erlebnisse machen, lassen auch heute noch jeden an das Gute glauben.
25 JAHRE HALDERN POPDass auch in diesem Jahr die Festival-Tickets frühzeitig vergriffen sind, spricht einerseits für die durchgängige Treffsicherheit bei der Auswahl des Line-Ups, viel wichtiger für die Kaufentscheidung dürfte jedoch einmal mehr die gemütlich brüderliche Atmosphäre zwischen allen Beteiligten sein. Nicht umsonst sprechen noch heute Bands wie We Are Scientists, Shout Out Louds oder Franz Ferdinand von dem besonderen Flair dieses zur Institution gewachsenen Heimaturlaubs. In 25 Jahren reifte ’Haldern' zu weit mehr als „nur“ einem Festival heran. Schon seit fünf Jahren veröffentlicht das hauseigene Label „Haldern Pop Recordings“ ausgesuchte Bands des Haldern-Programms. Die gesellschaftliche Vision vervollständigt das Bild eines in die gesellschaftliche Wirklichkeit eingebetteten Vollwertfestivals: Ein ‚Haldern-Haus’ mit Café, Ton- und Videostudio, einer Mikrofonmanufaktur, einem Grafikatelier, Gemüsegarten und Räumen für die Jugendarbeit ist geplant.
Am Donnerstag, 07. August, startet das Festival um 19 Uhr im Spiegelzelt. An den beiden folgenden Tagen ist auf der Hauptbühne und im Zelt ab 11 Uhr volles Programm. Mit Kate Nash ist dabei zwar auch so was wie eine Chartstürmerin am Start, drumherum weiß man allerdings wie so oft durch Newcomer, Geheimtipps und qualitativ hochwertige Klassiker der Indie-Szene aus Benelux, Skandinavien und von der britischen Insel zu gefallen. Wenn also The National, Iron & Wine, Foals oder Okkervil River die Bühne betreten, wird allen verirrten Ringrockern klar, dass am Niederrhein neben Ackerbau und Viehzucht auch die bessere Musik das Leben bestimmt.
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, der werfe einen Blick auf das vollständige Line-Up:
Alamo Race Track, The Blakes, Bohren und der Club of Gore, Dirty Projectors, Editors, Flaming Lips, Fleet Foxes, Foals, Guillemots, Gutter Twins, The Heavy, Iron and Wine, Jack Penate, Jamie Lidell, Joan as Police Woman, Kate Nash, Kula Shaker, Loney, Dear, Lykke Li, The Dodos, The Kilians, Mintzkov, Okkervil River, Ólafur Arnalds, Scott Matthew,Soko, The National, White Lies, Yeasayer
Und jetzt einfach freuen. Es lebe der Jubilar.
Foto: Christoph Buckstegen


August 2008
25 JAHRE HALDERN POP
AMANDA ROGERS
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IO
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P:LOT
PRIMAL SCREAM
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