Nach langen Jahren des Wartens meldet sich die Ulmer Sample-Freibeuter mit neuem Album und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein zurück. Der Textor stand am Fon Rede und Antwort.
Die neugewonnene Kraft spiegelt sich schon im Albumtitel „Wir sind da wo oben ist“ wider. „Dieser Satz ist der Slogan eines Dachdeckerbetriebs, der auf dem Weg von meiner Wohnung zur Uni liegt. Ich finde diese Formulierung grandios, weil sie ausser einem gewissen Selbstbewusstsein noch Einiges an Interpretationsmöglichkeiten zulässt.“ Und dieses kommt nicht von Ungefähr. „Wir schöpfen Kraft aus unserer Kontinuität. Wir haben realisiert, das wir nun, mit 27 Jahren, vier Platten gemacht haben, die nicht nur Geld gekostet haben, sondern auch eingebracht haben, es Leute gibt, denen sie gefallen und sind da mächtig stolz drauf. Dieses Selbstbewusstsein ist nichtr nur eine Frage der eigenen Leistung, sondern oftmals auch der Einstellung. Wir waren ja lange genug unten und haben uns gedacht, nun könnten wir wir es auch mal oben probieren.“ Nun waren Hendrik und Sascha ja schon seit jeher etwas abseits der restlichen HipHop-Familie. Nicht, dass sie keinen HipHop gemacht haben, aber sie haben stets die Verpflichtung, etwas eigenständiges auf die Beine zu stellen, im Hinterkopf behalten. Und auch mit der neuen Scheibe gehen die Jungs wieder einen Schritt weiter. „Ich denke, das neue Album ist wesentlich gradliniger ausgefallen: reduzierter in den Mitteln, vom Klang her durchsichtiger, weniger fricklig und eine Rückbesinnung auf roughe HipHop-Ursprünge.“ Und jederzeit hat der Wille die Idee aufrecht erhalten. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die Messlatte nicht niedrieger anzusetzen, obwohl die Umstände schwieriger wurden. Somit ist es auch verständlich, dass wir darunter auch hier und da mal leiden. Es hat uns viel Kraft gekostet, war aber nicht umsonst. Zigaretten, wenig Schlaf, schlechtes Essen - klingt nach Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll, aber es war halt so.“ Textlich ist die Scheibe nicht konzeptionell ausgerichtet. „Wir haben keine Message zu verbreiten. Eher ist es so wie im wirklichen Leben - man kommt von einer Stimmung in die nächste.“ Der Sampler ist weiterhin das Herzstück ihrer Arbeit, obwohl Hendrik ja Kontrabass studiert und sich auch durchaus vorstellen kann, sein Instrument mit in die KP-Musik einzubringen. „Wahrscheinlich werden wir ihn auch samplen. Ich habe bereits damit experimentiert, und es hat mir sehr gefallen. Aber live wird er wohl nicht zum Einsatz kommen.“ Würde wahrscheinlich auch nicht wirklich in den Kontext hinein passen. Nach einer kleinen Clubtour, die Anfang März endet kommen die Herren noch einmal im Mai, und dies sollten sich geneigte Kopfnicker merken. Schräger gehts am Markt derzeit kaum.Aktuelles Album: Wir sind da wo oben ist (Virgin)
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