Es ist Samstag, kurz vor 15 Uhr. Schon seit zwei Stunden schaut Michael nervös auf seine Uhr. Den ganzen Tag verbringt er im Schlepptau seiner Freundin Marion zwischen P&C und C&A. Dabei wollte er doch noch schnell zu Saturn. Doch da die Gelegenheit: Marion fällt ein, dass sie sich noch bei WMF über die Angebote für Hochzeitstische informieren wollte. Mach das, Schatz, wir treffen uns am Auto. In seinem Freundeskreis gilt Michael als Musikkenner. Als solcher kauft er nicht nur die neue Westernhagen, sondern interessiert sich auch für Außergwöhnliches. Und wenn er mal eine CD kauft, die Marion garantiert nicht ertragen kann, dann steht meistens ECM drauf.
Auch für Michael haben Jan Werner + Andi Thoma (Mouse On Mars) mit Frank Dommert (Labelbetreiber von Entenpfuhl, Foto oben) 1997 beschlossen, dem fruchtbaren Netzwerk um die Kölner Keimzelle a-musik ein weiteres Label hinzuzufügen: Sonig war geboren. Ursprünglich zum Zweck, MOM-Vinyl zu veröffentlichen. Doch da die beiden rheinischen Digital-Mäuse mit ihrer bisherigen Plattenfirma, dem englischen Indie Too Pure, mehr als unzufrieden waren, stand nun der Schritt in die Unabhängigkeit an. Mit Frank Dommert fanden Jan und Andi dann einen Partner, der die logistische Lücken, die Musiker beim Geschäftlichen einfach haben müssen, perfekt schließen konnte. Das soll nicht heißen, dass hier eine strikte Aufgabentrennung vorliegt, wobei die künstlerische Leitung vor allem Jan und Andi obliegt."Die Entscheidungsfindungen für Sonig sind bei uns dreien bisher immer ziemlich harmonisch verlaufen. In der Regel ist Andi anfangs am kritischsten und kann sich nur schwer für etwas begeistern. Dafür ist er aber auch am ehesten bereit, Kompromisse einzugehen. Wenn er allerdings sofort von etwas überzeugt ist, setzt er sich am vehementesten für das Projekt ein. Es gibt keine Veröffentlichung auf Sonig, mit der wir im Nachhinein unglücklich sind. Wir haben uns allerdings auch schon von Künstlern getrennt, weil wir für eine weitere Zusammenarbeit kein gutes Gefühl hatten."
Im Laufe der Jahre hat Sonig eine kleine erlesene Gemeinde an seelenverwandten Soundterroristen versammelt, in der einige zentrale Figuren in verschiedenen Konstellationen immer wieder auftauchen. So ist Jan Werner nicht nur 50% Mouse On Mars, sondern auch 50% Dü und 50% Microstoria, deren andere Hälfte Markus Popp als Oval agiert. Das letzte, an Sonig-Veröffentlichungen eher arme, Jahr hat die Dreifaltigkeit vom Griechenmarkt dazu genutzt, die Familie beachtlich zu vergrößern.Neben den Sonig Classics wie Schlammpeitziger, F.X. Randomiz oder Lithops zählen jetzt auch Acts wie Wevie De Crepon, Aelters, Scratch Pet Land oder Niobe (siehe Foto links) mit zum inner circle. Über einen Neuzugang freut sich Jan besonders: "Workshop bei Sonig zu haben, war ein großer Wunsch von uns. Wir wollten schon lange eine richtige Rockband - also in unserem Verständnis - an Bord haben. Wir hatten mitbekommen, dass Workshop bei Ladomat ein Außenseiterdasein fristen und niemand so richtig mit denen umzugehen weiß. Die hat das schon genervt, wenn es dann auch mal hieß, dass die nächste Platte auch mal wieder was mit Beat sein sollte. Deshalb sind Kai Althoff und Stefan Abry bei uns auch ziemlich zufrieden. Wir vertrauen unseren Künstlern und machen denen nur eine Vorgabe: gebt uns alles, was ihr könnt. Geht bis zum Äußersten."
Das neue Jahr leuten die drei Sonigs mit ihrer zweiten Labelcompilation (nach "Comp." gibt's nun ".Ilation") ein, auf der 18 exklusive Tracks die Marschrichtung für 2003 aufzeigen. Bald danach kommen dann neue Alben von Wevie De Crepon, Niobe, Aelters, Lithops und den Sonig Allstars. Klotzen statt kleckern.
Aktuell: V. A.: ".Ilation" (Sonig/Zomba)
Weitere Infos: www.sonig.com Foto: Sonig