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JEROBEAM

Das Kind des Königs

JEROBEAM

Wir kennen Lennart A. Salomon von seiner Arbeit als Sänger des Elektropop-Trios Sono. Dass er aber noch ganz andere Leidenschaften hegt und pflegt, war wohl den wenigsten bewusst. Um so überraschender, dass sein Soloprojekt Jerobeam, benannt nach dem Sohn des biblischen Königs Salomon, gänzlich andere musikalische Gefilde betritt. „What‘s The Deal?!“ schlängelt sich geschmeidig durch Blues, Funk, Pop und Geschichten aus dem Leben. Westzeit traf den jungen Wahl-Hamburger, der neben dem Gesang auch noch Gitarren- und Schlagzeugspiel beherrscht, in einem Wunderwerk moderner Kommunikation: am Telefon.

Den ganz großen Charme erreicht sein erstes Solo-Werk durch die beeindruckende Band, die ihn begleitet: Mitglieder von Mardi Gras.bb und Kool Ade Acid Test. Und frech, wie er nun mal ist, kam er ganz einfach an diese Jungs heran. „Irgendwann fiel mir ein altes Mardi Gras.bb-Album in die Hände und ich war direkt schwer begeistert. Als ich dann im Booklet stöberte, fiel mir auf, dass dies komplett in deutsch gehalten war und ich war total überrascht, dass solche Musik aus Deutschland kommt. Als ich mir die Band dann auch noch live angesehen hatte, habe ich mir gedacht: den Jungs schickst du mal dein Demo. Dann gab es ein paar Telefonate und es war ganz schnell klar, dass wir alle zusammen eine Platte machen.“ Wie ist nur der Tatort Frankfurt als Herd einer solchen Musikszene zu sehen, die wohl doch eher als eine „Randgruppe“ wahrgenommen werden kann? „Wenn man sich ansieht, wo die Mardi Gras-Jungs überall spielen, kann man das eigentlich nicht so sehen. Es streut auch, aber es streut halt anders.“ Der Unterschied zu seiner Hauptband Sono scheint immens... „Ist er aber gar nicht! Soundmäßig mag das zutreffen, aber das ist halt eine andere Ausdrucksform. Wenn man den Songwriter-Aspekt und meinen Einfluss vergleicht, kann man schon Parallelen entdecken.“ Jerobeam ist jedoch eindeutig näher an G. Love & the Special Sauce als an Sono. „Deren Anfänge waren meine Einstiegsdroge zu solch handgemachter Musik. Seitdem habe ich Musik anders gehört und wahrgenommen. Ich hoffe aber und ich denke, dass ich keine Kopie bin.“ Herrn Love und seinen Mitstreitern ist zuletzt ein wenig Fluss innerhalb des Albums an sich verloren gegangen, was Lennart wiederum auf „What‘s The Deal?!“ sehr gut gelungen ist. „Ich mag Alben, auch kurze. Ich hasse Platten, die ewig lang sind, bei denen aber jedes zweite Stück aus dem Rahmen fällt und übersprungen werden kann. Wir hatten das Ziel, ein Album zu schaffen, das man von vorne bis hinten durchhören kann.“ Um all die musikalischen Ideen ausleben zu können, braucht man viel Zeit. „Die konnte ich mir von dem Moment an nehmen, wo ich wusste, dass ich nur Musik machen will. Und man muss sich auch eine Menge Zeit für sich selbst nehmen und einfach bewusster Leben. Das sind alles Einflüsse, wenn man sich nicht nur auf seine Vorstellungskraft besinnt, sondern auch auf all das, was um einen herum geschieht. Ich schreibe kein Tagebuch, ich schreibe Songs.“ Dazu gehört sicher eine Menge Mut. „Es ist nicht immer einfach, vor allem finanziell nicht. Da sieht es halt meistens etwas spannender aus. Aber ich bin reich an Zeit und das ist mir gerade viel wichtiger.“ So sind inzwischen eine Menge Songs entstanden, sowohl für Sono und Jerobeam als auch solche, die er gar nicht selbst spielen möchte. „Manchmal entstehen aus purer Spielerei halt so schöne, simple Popsongs, bei denen ich daran denke, wer das denn singen könnte, weil ich das nicht unbedingt tun möchte. Somit habe ich auch Stücke für andere Leute.“ Der neue Dieter Bohlen? „Ich hoffe nicht! Man muss schon Respekt vor seiner Arbeit haben, aber mein Ziel ist es nicht, Milliarden von Platten zu verkaufen. Ich würde lieber anders eine Duftmarke hinterlassen. Ich würde gerne Standards schaffen, wie Dave Brubeck. Wenn das im Jazz klappt, warum also nicht auch mit Popsongs? Da gibt es sehr wenige. Da sind die Stones und die Beatles, die hörst du an jedem Lagerfeuer. Wenn du es schaffst, so etwas zu schreiben, dann bist du gut.“ Also gibt es sicherlich noch eine Menge musikalischer Obsessionen, die bis dato unerfüllt sind. „Naja, mit George Harrison und John Lennon zu jammen kann ich mir ja leider abschminken, aber Beck würde ich gerne mal treffen. Gegen Dylan hätte ich auch nichts und Bowie und Prince wären auch nicht schlecht. Von letzterem habe ich die Tage noch eine Doku im TV gesehen, wo er zu Batman-Zeiten im Studio hockt und wirklich all diese verdammten Instrumente selber einspielt, dieses Arschloch! Mann! Da gibt es halt nur zwei, drei, die das können.“ Was wäre denn in Reichweite? „Ich hätte fürchterlich Bock, noch eine richtige Rock‘n‘Roll-Scheibe im Stile von The Hives zu machen, wo ich dann Schlagzeug spiele. Und am liebsten auch noch Gitarre.“ Nichts ist unmöglich. Wie auch hier und jetzt. Das Passwort zur Produktion von „What‘s The Deal?!“ war eindeutig Spontaneität. „Wir haben in vier Tagen alles aufgenommen, nicht einmal geprobt und auch keine Nachtschichten einlegen müssen. Mein Produzent Gordon hat die Band zusammengestellt und alles lief wunderbar. Es sind auch so viele First Takes drauf, dass wir selbst verwundert waren. Irgendwie fühlte sich alles so frei an.“ Und vor allem fühlt es sich gut an. Ein Aspekt, der dieses Album zu einem Erlebnis alternativer Popmusik macht. Ein ausnahmlos gutes Geschäft.

Aktuelles Album: What's The Deal?! (Hazelwood/Polydor)


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