Endlich! Nach rund viereinhalb Jahren wieder ein Album mit neuen Songs. Zwar gab es letztes Jahr die schönen "Reisen im eigenen Land”, aber so gelungen die neu arrangierten Stücke von Tilmans alter Band, Die Regierung, auch waren – ein vollwertiger Ersatz für neuen Stoff vom Tilman Rossmy Quartett waren sie nicht. "Seitdem man mich…” – wiederum erschienen auf dem bandeigenen Label und am besten online unter www.tilman-rossmy.de zu beziehen – entschädigt allerdings mehr als nur ein bisschen für die lange Wartezeit. Stärker als auf den vier Vorgängern seit dem Ende der Regierung hat man bei der Platte das Gefühl, dass hier eine echte Band, nicht nur ein Solist mit exzellenten Begleitern, am Werke ist.
"Ich habe dieses Mal viel mehr an die Jungs abgegeben. Das Cover hat Rob [Feigel, Schlagzeuger] gemacht, und zum zweiten Mal nach ‚Reisen im eigenen Land’ habe ich mich aus der Abmischung, die Folke [Jensen, Gitarrist] und Ralf [Schlüter, Keyboarder] gemacht haben, komplett herausgehalten. Ich war nicht einen Tag dabei”, erzählt Tilman beim WESTZEIT-Interview in seiner Wahlheimat München und fügt lachend an: "Und dann ist ja auch noch ein Instrumentalstück mit auf der Platte! Es ist schon so, dass die Jungs jetzt mehr Verantwortung übernehmen.” Nur wer das sichere Gefühl hat, der Welt nichts mehr beweisen zu müssen, kann so lässig und relaxt an eine Platte herangehen wie das TRQ.Drei Texte stammen nicht von Tilman, sondern von Rumi, Khayaam und Hafiz, andere sind offensichtlich auch mehr literarisch denn, wie bisher, strikt autobiographisch inspiriert. "Es fing an mit dem Stück von Rumi. Ich habe nicht nur seine Sachen gelesen, die ja schon etwas schwer zu verdauen sind, sondern auch viel über ihn, wo dir die Sachen etwas näher gebracht werden. Dort stand dann überall, dass ‚Hör auf die Flöte‘ ein ziemlich wichtiges Stück sei. Zuerst erschloss es sich mir aber nicht wirklich, deshalb habe ich mir überlegt, das Stück auswendig zu lernen, aber das ist ja auch mit Arbeit verbunden. Wenn ich allerdings ein Lied mache, dann habe ich den Text immer bei mir, also habe ich einen Song daraus gemacht. Den habe ich dann ein paar Freunden vorgespielt, die auch alle ganz angetan davon waren, und danach schickte mir jemand den Text von Hafiz und schlug mir vor, daraus etwas zu machen, und so sind die anderen zwei als Folge daraus entstanden.” Im Februar geht das Tilman Rossmy Quartett auf seine längste Tour seit seinem Bestehen, wir dürfen gespannt sein, welche Überraschungen uns dann noch erwarten. Fest steht: "Seitdem man mich...” ist kein kompletter Neuanfang, aber eine ebenso spannende wie gelungene neue Facette zu Tilmans 20-jährigem "Dienstjubliäum”!
Aktuelles Album: "Seitdem man mich...” (www.tilman-rossmy.de/Indigo)
Weitere Infos: www.tilman-rossmy.de/Indigo Foto: Michael Fuchs