Recht lange hat es gedauert, bis Laura Gibson mit dem Album ´Empire Builder´ einen würdigen Nachfolger des zu recht gefeierten Vorgängeralbums ´La Grande´ präsentierte. Das kommt aber nicht von ungefähr, denn zahlreiche Umstände verzögerten das Projekt - wie zum Beispiel ein Umzug von Portland nach New York City, ein Studium des kreativen Schreibens und nicht zuletzt der Verlust allen persönlichen Besitzes bei einer Explosion des gerade neu bezogenen Apartments.
Mit Hilfe einer Riege von Freunden, die ihr auch bei der Erstellung des neuen Albums unter die Arme griffen und sie vor allen Dingen darin bestärkten, überhaupt weiterzumachen (darunter Produzent John Askew und Multiinstrumentalist Peter Broderick), fand Laura dann aber einen Ansatz, wieder zur Musik zurückzufinden. Und dieser bestand erstaunlicherweise darin, sich erst mal selbst gewisse Grenzen zu setzen und mit einer eingeschränkten Palette zu arbeiten:„Damit meine ich die Anzahl der Instrumente, die ich verwenden wollte“, erläutert Laura dieses Konzept, „so spielte zum Beispiel dieselbe Gitarre und derselbe Bass auf allen Songs. Auf meinem letzten Album 'La Grande' hatte ich eine Vielzahl von Orches-ter-Instrumenten eingesetzt – aber dieses Mal wollte ich nur Streicher auf der Scheibe haben und ich wollte sogar, dass diese dann eine zweite Stimme sein sollten. Ich hatte da gewisse Vorstellungen und habe meinem Partner, Peter Broderick meine Ideen vorgesungen und er hat sie dann für mich auf der Geige nachgespielt und aufgenommen und so die Streicherparts entwickelt. Das hat Spaß gemacht, weil so die Streicher – quasi wie ein anderer Charakter – mit meiner Stimme interagierten. Sie haben so eine eigene Rolle gespielt und sind somit nicht einfach nur ein Teil des Hintergrundes.“
Warum war dieser Ansatz wichtig?
„Ich setze mir gerne immer Limitationen und Grenzen und lote diese aus“, erläutert Laura, „und dieses Mal war eben die Idee, mit Gitarre, Stimme und Streichern einen bestimmten Zusammenhang herzustellen. Ich finde das witzig: Limitationen werden ja immer zunächst als Einschränkung gesehen. Ich empfinde diese aber auch immer als Befreiung. Das ist, als errichte man einen Zaun um sich herum – aber innerhalb dieser Einzäunung hast Du dann die Freiheit, überall hingehen zu können, wo Du hingehen möchtest. Und mein Zaun bestand in diesem Fall aus der Kombination von Stimmen und Streichern.“
Warum benannte Laura die neue Scheibe nach der der Bahnlinie ´Empire Builder´? Ist das zum Beispiel eine Metapher für die Reise des Lebens?
„Als ich nach New York umzog – was für mich eine große Sache war – musste ich mich ja von Orten und Leuten, die mir nahe standen, verabschieden“, berichtet Laura, „als ich meine Sachen ordnete, beschloss ich darum, den Zug für die Reise zu nehmen, um mir diese besonders bewusst zu machen. Der 'Empire Builder“ fährt dabei bis nach Chicago – und dann muss man in einen anderen Zug umsteigen, der dann nach New York fährt. Ich wollte auf dieser Weise einen Sinn für die große Entfernung bekommen. Die Reise dauert dreieinhalb Tage.“
Auf dieser Reise entstanden dann die ersten Ideen für die neuen Songs. Nachdem Laura in New York angekommen war, brannte jedoch ihr Apartment ab, und sie musste das Material mühsam wieder neu erarbeiten.
„Am Ende stellte sich dann heraus, dass die Arbeit an der Musik genau das richtige war, um das Erlebte zu verarbeiten und einen Heilungsprozess herbeizuführen“, erinnert sich Laura, „letztlich war die Arbeit an den bereits begonnenen Tracks genau das Element, das mein altes Leben vor dem Unglück mit meinem neuen danach verband.“
Somit ist der ´Empire Builder´ für Laura Gibson Therapie, Reflektion, Bestandsaufnahme und Neuanfang zugleich – und somit deutlich mehr als einfach nur ein neues Album.
Aktuelles Album: Empire Builder (City Slang / Universal) Vö: 01.04.