Drei Mann – ein Wort. Julian (Drums), Petros (Bass) und Torsten (Gesang) sind ATOA und sich in allen Belangen einig. Einig, gemeinsam als Band den nächsten Schritt machen zu wollen. Einig, mit starken Texten Gehör zu finden. Und auch einig, keinen Gitarristen mehr ins Bandgefüge aufzunehmen. Aber hallo – ist das jetzt noch Hardcore?
„Jetzt fragt man sich wahrscheinlich als erstes, warum wir nur zu dritt sind.“, greift Julian der Frage vor, die bei einer Gitarrenband unweigerlich nach dem fehlenden Bandmitglied kommen muss.„Das ist eine ganz einfache Geschichte: Zwei Wochen, bevor wir ins Studio gingen, hat unser Gitarrist uns verlassen. Aber da unser Sänger Torsten auch Gitarre spielt, hat er den Part im Studio übernommen. Außerdem haben uns ein paar Freunde ausgeholfen und unterstützt. Und das fühlte sich so gut an – wir drei mit der Unterstützung von Freunden – dass wir das für's Live-Spielen beibehalten haben. Und: Es funktioniert.“
Sicherlich ungewöhnlich, aber eigentlich auch nur eine Frage der Disziplin, wie man mit den besprochenen Begebenheiten umgeht.
„Das ist alles vorher geklärt, da kommen keine falschen Dinge hoch, da sind alle d'accord mit. Die meisten haben auch gar keine Zeit für mehr, weil sie selbst eigene Projekte haben, die ihnen am Herzen liegen.“
Ursprünglich hieß die Band übrigens A Tale Of Amity und hat ausschließlich englischsprachig agiert.
„Beim finalen Hören eines schon vollendeten Longplayers hatten wir alle ein komisches Gefühl. Alles war im Kasten, aber es fühlte sich nicht richtig an. Und dann kam die Frage, warum wir das nicht einfach auf deutsch machen... Wir sind sehr glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben, weil wir uns so viel besser ausdrücken können. Und ja, wir wollen auch verstanden werden.“
Ein ehrenwerter und auch mitunter harter Weg, denn genau dort trennt sich die Spreu vom Weizen. Aber auch das ist den Jungs durchaus bewusst.
„Ich finde es super, dass sich immer mehr Bands und Künstler trauen, wieder deutsch zu singen. Hinter schlechtem Englisch kann man sich nämlich auch toll verstecken, da klingt ein blöder Satz manchmal echt gut. Ich finde, wir haben eine sehr schöne Sprache, die klingt gar nicht so hart, wie manche meinen. Und vor gar nicht allzu langer Zeit waren ja mal die Top 10 der Single-Charts komplett deutschsprachig – das zeigt ja auch, dass das gut ankommt bei den Leuten.“
Vor allem, wenn man es schafft, mit seinen Reimen, Sätzen und Geschichten weder peinlich, noch platt oder hohle Phrasen dreschend daherzukommen. Denn dieses Zeugnis für Intelligenz, sich nicht übermäßig an Bildern zu ergötzen, ist sicherlich das größte Unterscheidungsmerkmal einer modernen Band. Besonders auffallend bei ATOA: Die Themen, die besungen werden, sind im Gegensatz zur musikalischen Wand eindeutig positiv in der Aussage. Die ob der Musik zu erwartende Kraftmeierei sucht man hier vergebens.
„Harte Musik braucht nicht zwingend harte Texte. Und wir sind auch nicht ausnahmslos hart, irgendwo sehe ich in unseren Songs auch oft einen leichten Pop-Faktor. Textlich geht es uns es um Freundschaft, Familie, Zusammenhalt – das ist essentiell. Und zum harten Gesangsstil: Man kann nicht nur negative Gefühle auf diese Weise ausdrücken, sondern auch sehr positive: Vor Glück kann man auch mal schreien! Das ist es, was wir als Band transportieren wollen.“
Emotionen zeigen – und zwar verständlich – ein schönes Credo. Und eines, das in Form dieses wunderbar positiv aufgeladenen Debüt das ein oder andere harte Herz brechen wird. Das tolle daran: Mitschreien ist bei ATOA ausdrücklich erlaubt.
Aktuelles Album: Unter Wölfen (Arising Empire / Sony)