Zwar ist ´Kin´ nominell das Debüt-Album von Rebecca und Megan Lovell alias Larkin Poe – dennoch handelt es sich hierbei keineswegs um einen neuen Act. Bereits 2010 gründeten Rebecca und Megan die Band, die den Namen eines seligen Vorfahren trägt, der ein Verwandter von Edgar Allan Poe war. Vorher waren sie bereits mit ihrer älteren Schwester Jessica als Lovell Sisters in US Bluegrass-Kreisen tätig.
Es ist nur so, dass Rebecca und Megan zunächst ein Mal als Songwriterinnen, Musikerinnen und Performerinnen Erfahrungen sammeln – und nicht zuletzt zu einer eigentlichen musikalischen Identität finden wollten - bevor sie nun eine reguläre LP einspielten. Diese klingt dann auch anders als das, was sie bislang auf 5 EPs und diversen Kollaborationen veröffentlichten. So gibt es hier viel mehr laute Gitarren und weniger Folk als bislang. ´Kin´ ist – unter der Regie u.a. von Chris Seefried, der u.a. Lana Del Rey betreute, ein ganz anderes Biest geworden, das insbesondere als Studio-Album überzeugt.„Das interessante ist aber, dass viele der Sachen tatsächlich live eingespielt wurden“, führt Megan aus, „ich denke wir können das einfach nicht anders.“
„Es ging uns aber nicht darum, ein Live-Album im Studio einzuspielen, sondern – wie soll man sagen – eine nicht so perfektionierte Version unserer selbst einzufangen“, ergänzt Rebecca, „das mussten wir aber erst mal lernen – was auch der Grund ist, dass wir vorher schon so viel im Studio aufgenommen hatten.“
Ging es darum, sich an den Herausforderungen der Studioarbeit zu messen?
„Definitiv“, bestätigt Megan, „wir mögen es, uns als Musiker Herausforderungen zu suchen. So werden wir des Öfteren mal als Backing Band engagiert – was eigentlich eine unbequeme Sache ist; wir genießen das aber.“
„Ja, ja – die Herausforderung...“, überlegt Rebecca einen Moment, „ich denke, es ist das, was wir in unserer ganzen Karriere getan haben, uns Herausforderungen zu suchen. Irgendwie finden wir es schwer, mit dem zufrieden zu sein, was wir können.“
Die auf ´Kin´ enthaltenen Songs wurden zwar im Live-Kontext getestet, dann aber im Studio vollkommen neu aufgebaut.
„Alles ist bis ins Detail durchdacht und ausgearbeitet, weil wir einfach das Bestmögliche daraus machen wollten“, bestätigt Rebecca, „das beinhaltete auch eine Menge Änderungen an den Texten, Melodien und Strukturen – was ganz schön schwierig sein kann, wenn man sich erst mal an etwas gewöhnt hat.“
Hat die Musik dabei ein Eigenleben oder ging es um die totale Kontrolle?
„Nein – wir haben nicht die totale Kontrolle“, setzt Rebecca an – wird jedoch von Megan unterbrochen:
„Manchmal hat man schon die Kontrolle – es kommt halt drauf an ...“ „Gut – sagen wir: Es sind 90 % Perspiration und 10 % Inspiration. Du steckst all diese Arbeit da rein und wirst am Ende mit etwas überrascht, was Du nicht eingeplant hattest. Das ist dann das Beste.“
Auf ´Kin´ arbeiteten die Schwestern auch erstmals als Songwriterinnen zusammen.
„Ja, denn bislang haben wir stets getrennt gearbeitet und uns höchstens mal abgesprochen, wenn es darum ging, einen Refrain und eine Strophe miteinander zu verbinden“, berichtet Megan. „Indem wir nun erstmals als Songwriterinnen zusammen arbeiteten, nahm das natürlich auch die Spannung heraus, der wir als Schwestern gelegentlich ausgesetzt waren“, gesteht Rebecca, „das ist für uns die größte Änderung“.
Dies führte auch dazu, dass die Songs – trotz aller stilistischer Varianten – wie aus einem Guss klingen.
Aktuelles Album: Kin (Rh Music / Rough Trade)
Foto: Ullrich Maurer