Wenn sich aus der Diskussion über neue Musik eine Reise in die Tiefen der menschlichen Psyche ergibt und Personen, die sich lange argwöhnisch beobachteten, endlich wieder als Freunde kommunizieren können, dann ist viel passiert: Die Trashmonkeys sind nach einer sehr schwierigen Phase der Selbstfindung zurückgekehrt, um uns ein Lächeln zu schenken! Schenken? Nein. Wir sollten unsere Wertschätzung ihnen gegenüber in Euros generieren, die neue CD „Smile“ kaufen! Lächerlich? Nein! Auch die fünf Musiker haben ihren Preis für das Album bezahlt...
„Derzeit gibt es nicht viel zum Lachen. Vielen Leuten bleibt es gerade im Halse stecken. Sie wissen nicht, was nächstes Jahr sein wird. Musiker kennen die Rezession schon lange. Wenn ich sehe, wie viele gute Bands es gibt, und wie wenige davon noch eine Chance haben, dann...“ Gunnar Riedel (Schlagzeug) verkneift sich beängstigende Vorhersagen. Die Trashmonkeys haben derlei düstere Visionen hinter sich gelassen. Nach einer (nicht von der Band verschuldeten) Insolvenz ihres bisherigen Labels schafften sie einen Neustart. Einwände, die Erwähnung dieser Tatsache könne sich negativ auf das Erscheinungsbild des Quintetts (3 Bremer, 1 Kölner, 1 Hamburger) auswirken, schlägt Andreas-Gregor Wolfinger (Gesang, Gitarre) in den Wind.„Das muss da rein!“
Riedel: „Die (finanzielle) Pleite von Leuten, die gute Sachen herausgebracht und soviel bewegt haben... Mit denen wir noch einen Vertrag für ein neues Album hatten.... Das es all das nun einfach nicht mehr gibt, dass war ein Schock!“
Aber nicht das Ende der Träume. Der mittlerweile fünfte Longplayer „Smile“ erblickt(e) am 03.04. das Licht der Laserleser. Der darauf enthaltene Titel „I´m A Mess For R´n´R“ beschäftigt sich jedoch mit einer ganz anderen, nicht minder heiklen Thematik.
Wolfinger: „In dem Song geht es um einen blasierten Discogänger, der den Blick für das reale Leben verloren hat. Der nur noch sich sieht, sich liebt...“
Riedel: „Hast Du das Lied für mich geschrieben?“
Dieser Prozess der Einsicht hat die Trashmonkeys auf den richtigen Weg geführt. In der Vergangenheit hatte es massive Probleme auch unter den Musikern gegeben.
Riedel: „Ich konnte die Auftritte nicht mehr genießen. Nichts stimmte mehr. Es gibt Leute, bei denen ist es egal, ob sie mit im Bus sitzen. Dann gibt es welche, die, wenn sie im Bus sitzen und scheiße drauf sind, für eine richtige ´´Scheißstimmung´ sorgen. Leider bin ich so einer! Und plötzlich sind alle stinkig. Das war nicht meine Absicht, nicht mein Ziel. Da muss man sich selbst sagen: Danke, wenn Du so weitermachst, hat sich das Thema Trashmonkeys, nach 12 Jahren, erledigt!“
Wolfinger: „Wir waren festgefahren!“ Offer Stock (Hammond, Keyboards) der zu den Proben / Konzerten aus Köln anreiste, bemerkte das natürlich auch: „Die haben sich nicht mal mehr gegrüßt. Private Begegnungen gab es nicht mehr.“ Riedel: „Wenn man ein Arschloch ist, okay. Aber wenn man das nicht einmal mehr merkt, nicht mehr weiß, was man tut, die Leute nur noch delegiert, einteilt, wenn man nicht mehr zu bremsen ist, dann hilft nur noch die Keule vor den Kopf!“ Dass in dieser Ära produzierte, fabelhafte 2006er Album „Favourite Enemy“ hätte passender nicht betitelt werden können...
Mit Dennis Rux (Gitarre) kam nach „Favourite Enemy“ ein neues Mitglied in die Truppe.
Riedel: „Gregor hat oft gesagt, er würde gerne einmal Stücke nur singen. Jetzt geht das. Nur möchte er das so nun nicht mehr.“
Wolfinger: „War halt nur so eine Phase.“
Riedel: „Neulich kam es dann zur Sprache: ´Soll ich jetzt gar nicht mehr Gitarre spielen?“
Stock: „Es gibt bisher nur ein Stück, wo Du nicht Gitarre spielst. Gut, vielleicht sind es auch zwei Songs.“
Wolfinger lacht: „Man merkt schnell... da ist jetzt jemand, der kann dich ersetzen!“
Stock: „Dennis produzierte unsere neuen Aufnahmen. Dabei haben wir gemerkt, dass er gute Ideen hat, Akzente setzt. Er hat unser Soundspektrum erweitert!“
Riedel: „Komischerweise habe ich nachts mit ihm gearbeitet. Dabei habe ich gefragt, ob er nicht noch einmal in einer richtigen Band spielen möchte. Ich wusste: So wie der Macker produziert, kann er nicht schlecht an der Gitarre sein. Zuhause habe ich dann gedacht: Hoffentlich habe ich keine Scheiße gebaut. Ich habe ihm den Job quasi so angeboten. Man hätte ja auch fragen können, ob er nicht einmal bei einer Session vorbeikommen möchte...dabei hätte man ihn erst mal abchecken können.“
„Smile“ dokumentiert eindrucksvoll, dass es kein Fehler war, zur Stammformation mit Daz Fralick (Bass) den Hamburger Rux zusätzlich zu rekrutieren. Plötzlich war der Spaß wieder da. In diesen Momenten der Übermut wird wohl „Dad Day“ entstanden sein. Entgegen der üblichen ´Hammond-Orgel / Gitarren-Strategie´ wird hier urplötzlich astreiner Ska-Sound geboten. Esoteriker würden von positiven Vibrations sprechen. Ursprünglich sollte das neue Album „Ill Nation“ benannt werden. Damit wäre der CD-Titel negativ besetzt gewesen. In letzter Minute erwählte man „Smile“ zum Titelsong.
Riedel: „´Smile´ hat irgendwie auch einen recht negativen Text. Wir fanden das Gegensätzliche gut. Guck´ doch mal das Cover an. Das Gesicht lacht doch nicht. Es ist eher wie ein Schrei oder Entsetzen. Wir sind problemorientierter / gesellschaftskritischer geworden. Wenn du in dieser Zeit, in der wir leben, hinausgehst und nur ´Friede, Freude, Eierkuchen´ singst, dann ich würde mich dabei nicht wohlfühlen!“
Aktuelles Album: Smile (XNO / Alive) VÖ:03.04.
Weitere Infos: www.trashmonkeys.com