Max Cavalera ist ein etwas anderer Künstler. Wirkt er auf Platte und live eher wie die personifizierte Hasskappe, so gibt er sich im Westzeit-Interview eher schüchtern und zurückhaltend. Und dies ist das krasse Gegenteil seines Schaffens auf „3“, dem wohl besten Soulfly-Album überhaupt.
„Soulfly ist die Band, in der ich am meisten Freiheiten habe. Es ist wunderbar, Worldmusic und Heavy Metal zu mischen. Und es ist eine Gabe, Musik machen zu können, die die Herzen der Leute erreicht. Das ist schon etwas Besonderes.“ erklärt Max die Bedeutung seiner Band. Dies mag ein wenig überheblich klingen, aber das Publikum versteht das, was Soulfly machen. „Meistens jedenfalls. Meine Verbindung zu unseren Fans ist sehr stark. Sie verstehen das Bedürfnis, all diesen Gefühlen Ausdruck verleihen zu müssen.“ Ursprünglich sollte das neue Album nach dem Song „Enterfaith“ benannt werden, bevor man sich für ein simples „3“ entschied. „Für geht es in diesem Song darum, Seele und Geist für das zu öffnen, an das ich glaube. Die 3 ist eine besondere Zahl, die Dreieinigkeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft... Natürlich ist es unser drittes Album, aber eben auch ein besonderes.“ Im Gegensatz zum Vorgänger „Primitive“ sind deutlich weniger Gastsänger am Start. „Leider können wir einige dieser Songs nicht spielen, sie funktionieren einfach nicht. Aber ich versuche Asha mit auf Tour zu nehmen, das wäre wunderbar.“ Der Song „Tree Of Pain“, den sie mit veredelt, hebt sich auch deutlich vom Restprogramm ab. „Der Song ist eine kleine Reise mit drei verschiedenen Sichtweisen vom Leben, von Schmerz, vom Verlust eines Freundes und wie man damit umgeht. Das ist der wohl ungewöhnlichste Song, den ich je gemacht habe. Er ist sehr unorthodox aufgebaut, 8 Minuten lang,... meine kleine „Bohemian Rhapsody“. Sie entstand in einer chaotischen Studiossession, es waren etwa 10 Leute da und alle redeten wirr durcheinander. Ich spielte auf der Sitar diesen melodischen Part und auf einmal wurde es still. Dann kam mir die Idee, wie es wäre, wenn Asha dazu singt, ich machte meinen Teil mit den elektronischen Drums, dann holte ich noch meinen Sohn dazu, weil es thematisch um seinen Bruder geht.“ Endlich auch wieder mit im Boot ist Originalschlagwerker Roy Mayorga. „Seine Rückkehr ist ein Beweis für die Echtheit der Band. Das ist wie mit einem Fußballer, der eine Zeit lang in einem anderen Team spielt, dass ihm aber nicht so gut gefällt und er zu seiner Heimmannschaft zurückkommt. Weil er einfach hierhin gehört. Die Atmosphäre in der Band ist sehr gut, ein starker Zusammenhalt, wir sind stolz auf dieses Album. Wir stehen ein wenig ausserhalb des Metal-Zirkus und kommen mit dieser Rolle gut zurecht.“ Auffallend ist auf „3“ auch ein ordentlicher Hardcore-Einschlag. „Auf jeden Fall gehen einige Songs gut nach vorne los. Ich habe eine Menge Metal-Alben geschrieben, die mächtig aggressiv sind, das war immer eher eine versteckte Seite von Soulfly. Und das musste ich jetzt endlich mal rauslassen, bevor ich alt werde und keinen Hardcore mehr spielen kann. Ich liebe Hardcore!“ Und das mit 32... „Alt ist das nicht. So lange ich noch schnell spielen kann, sollte ich das halt einfach tun!“ Die Auseinandersetzung mit den Schockereignissen vom 11.9. des letzten Jahres wurde im Hause Soulfly völlig unkommerziell mit einem einminütigen Track der Stille gelöst. „Ich wollte nicht auch einen Song darüber schreiben, aber die Thematik auch nicht völlig ignorieren, weil es uns alle angeht. Sometimes silence speaks louder than words.“ Weise, ungewöhnlich und irgendwie stimmungsvoll. Wie der Rest des Albums auch. A new tribe is rising.Aktuelles Album: 3 (Roadrunner)