Seventribe ist für eine Metalcore-Band ein vielköpfiger Haufen. Acht Leute, um genau zu sein. Sie kommen aus Schweden. Aus Västerås. Um auch an diesem Punkt genau zu sein. Woher, bitte? „Ich weiß“, bekennt Perkussionist Mike Thiason, „diese Stadt ist nicht der Nabel der Welt. In keiner Hinsicht. Sie einfach todlangweilig, obwohl Stockholm nicht mal hundert Kilometer entfernt ist.“ Was tun, um die große, grüne Langeweile so richtig tot zu schlagen?
„So viele Alternativen hast du als Jugendlicher ja nicht“, lacht er, „Fußball spielen, oder Eishockey. Oder die Künste locken. Und wenn die locken, dann passierte in Västerås komplett Verrücktes. Entweder du hängst -wie es Mikael Genberg tat- in dreizehn Meter über dem Boden ein rot-weißes Haus - das Hotel Hackspett - in einen riesigen Baum oder du spielst mit acht Leuten Metalcore.“So, so, acht Leute und Metalcore. Was machen die denn da auf der Bühne?
„Ganz einfach“, nimmt Mike Thiason den Faden wieder auf, „drei Gitarren, drei Sänger, zwei Schlagwerker und ein Bassist. Die Zahl Neun, die beim Addieren zustande kommt, hängt damit zusammen, dass einer der Gitarristen, namens Man-Man, auch singt.“
Entstanden ist Seventribe um 1999 aus der Asche zweier Metalbands und aus der daraus herrührenden Wut und Verzweiflung.
„Und da wird es wieder verrückt“, gesteht Mike Thiason, „acht Übriggebliebene mit völlig unter schiedlichen musikalischen Vorstellungen formieren sich zu Seventribe.“ Da sind große Ego-Kämpfe ja wohl von vornherein vorprogrammiert?
„Da setzt sich die angesprochene Verrücktheit fort“, gibt Mike Thiason weiter zu Protokoll, „Seventribe sind ein zutiefst demokratische Band, in der die Mehrheitsentscheidung regiert. Und das nun seit 14 Jahre absolut prima.“
Biss, Präzision und Schubkraft
Ganz egal, wie ein Lied nun bei Seventribe entsteht, jedes von ihnen hat Biss, dagegen ist der eines Terriers, der sich in der Ferse festbeißt, harmlos. Die beiden Schlagwerker legen eine Präzision und Schubkraft an den Tag, die locker in der Lage wäre, eine Rakete ins All zu jagen. Der Bassist produziert weit unten, im Bereich der tiefen Töne eine Energie, dass damit problemlos ein Kraftwerk betrieben werden könnte. Wenn die drei Gitarren angreifen, dann sind deren Saiten bis zum Gehtnichtmehr gespannt und würden, wenn die Musiker sie losließen, einen Pfeilregen rund um den Erdball tragen. Last not least lässt der gemeinsame Auftritt der Sängerfraktion einen Sturm losbrechen, der eine ganze Armada fortbewegen würde. Und das wird alles kreativ auf den Punkt gebracht, so in etwa, wie ein Schweißbrenner seine ganze Kraft in einem Schweißpunkt konzentriert. Und wie schaffen Seventribe das?
Der beinharte Livetest
Das ist für den Achtköpfer keine Hexerei.
„Jedes unserer Lieder wird einem beinharten Livetest unterzogen“, lässt sich Mike Thiason in die Karten schauen, „wenn ein Stück dann nicht zu 150 Prozent seine explosive Kraft und Seele ins Publikum zu transportieren vermag, dann muss es zurück in die Entwick-lungsabteilung. Da sind wir völlig kompromisslos.“
Im Proberaum ist jeder der Musiker gefragt, etwas beizutragen, ein Riff, eine Idee, ein Gefühl, eine Melodie, ein Rhythmus - was auch immer es ist, es fließt ins Jammen mit ein.
„Zeichnet sich dann ein Stück am Horizont ab, dann ist das Stück der Beherrscher für das weitere Vorgehen“, erklärt Mike Thiason. Wer unbedingt Vergleiche braucht, um sich vorzustellen, wie Seventribe wohl klingen könnten, dem sei gesagt, wer Soulfly, Slipknot oder Machine Head mag, dem gefällt auch Seventribe. Das diese kompromisslose Mixtur aus Metal und Hardcore auch auf Platte funktioniert, zeigt die brandneue EP ´Reborn´, die zudem noch offenbart, das auch Metal und Humor zusammenpassen. Sie ist nämlich voller launiger Stilbrüche.
Aktuelles Album: Reborn (Redfield Digital)