Als die "Rainbirds" trockenen Fußes vom Pop in die Weite der Klänge und der Sprache gelangten, öffneten sich auch für Ulrike Haage einige Pforten der akustischen Wahrnehmung. Ergebnisse ihrer Klangforschungsreisen präsentierte sie insbesondere auf den beiden letzten CD-Veröffentlichungen "Weißes Land" und "Sélavy". Was jüngst folgte, war ein Konzert ohne Sprache im "Alten Wartesaal" am Kölner Hauptbahnhof. Ganz korrekt ist diese Nachricht nicht – es war ein Konzert ohne Worte. Von Sprache nämlich lebte der Trip in die Klangwelt der beiden Soloalben, von allen Sprachen, welche die Musik kennt. Auf Einladung der Philharmonie Köln stand Ulrike Haage in der Konzertreihe "Philharmonie Veedel" auf der kleinen Bühne des Wartesaals und verzierte die etwas robust-spartanische Raumatmosphäre mit Solopiano und Electronics. In die atemlose Stille des sehr disziplinierten Publikums servierte Haage mit vollen Händen die potente Kraft des Klaviers, das sie konventionell und experimentell im Inneren des Klangkörpers bediente. Minimalistisches Musikgut benutzte sie als Untermalung für zarte Soundhäppchen, die wie sprudelnd wie ein Bach im Frühling ein sattes Wohlgefühl erzeugten. Mit viel Groove und einem "Wall Of Sound", der völlig andere Strukturen entwirft als der vom Erfinder Phil Spector. Doch egal wer die Mauern einer starren Klangposition einreißt, ob Haage, ob Spector, zeigen beide: Klang ist Leben, Klang ist Emotion, Klang ist das Salz der Erde.