Ursprünglich war dieses Konzert vor der Veröffentlichung von Leslie Feists Durchbruch-Album „The Reminder“ im kleineren Gloria angesetzt. Daran war nun natürlich nicht mehr zu denken. Leslie ist bei uns - u.a. aufgrund eines Apple-Werbespots - nun in aller Munde und ein regelrechter Star. Das machte sich auch beim Konzert im E-Werk bemerkbar, wo die Kanadierin sich zwar immer noch als durchaus innovative Künstlerin präsentierte - bei der allerdings die Spontaneität früher Tage einer ausgefuchsten Dramaturgie und einer Prise Kalkül gewichen waren. Leslies Stärken sind ihr unverwechselbarer, immer wieder überraschend vielseitiger Gesang und ihr sicheres Gespür für stets neue Perspektiven, was die Herangehensweise an das Material betrifft. Bestes Beispiel war die Bee Gees Hymne „Inside & Out“, hier bereits in der dritten Feist-Inkarnation zu erleben - und als schleppender Blues mit Barbershop-Gesang absolut nicht wiederzuerkennen. Neben eigenen Songs spielte Leslie Favoriten ihrer Landsleute wie Ron Sexsmith, Broken Social Scene oder Sarah Harmer, während sie ihren Landsmann Bob Wiseman, den musizierenden Filmemacher und Comedian gar als Support mit auf Tour nahmen. Ob das Publikum die ganzen dezenten Zwischentöne, die ein Feist Konzert in der Summe ausmachen, zu würdigen wusste, darf angesichts des enorm hohen Plapperlevels im E-Werk bezweifelt werden. Text + Photo: Ullrich Maurer