Die Parallelen sind unübersehbar: Beide Protagonisten standen Mitte der 90er bei kurzzeitig erfolgreichen, oft missverstandenen Bands im Rampenlicht, veröffentlichen ihre unterschätzten Solowerke nur sporadisch, brauchen live nicht mehr als ein Instrument, um zu begeistern, und haben ein Faible für sorgsam ausgewählte Coverversionen. Im Posthof interpretiert Frevert Udo Lindenberg und Nina Hagen neu, lockt das unglaublich stille Publikum mit seinem heimlichen Hit „Sieben“ aus der Reserve, setzt ansonsten ganz auf die Sprachgewalt und poetische Schönheit seiner Songs und schließt mit „Tränen in mein Herz“, einem der selten gewordenen Songs der Nationalgalerie. Auch Stringfellow – der (offensiver als der eher schüchtern, ja fast verloren wirkende Frevert) drei Viertel der Show ohne Mikro und mitten im Publikum stehend bestreitet – greift nur einmal auf das Repertoire seiner Band The Posies zurück und zelebriert „You’re The Beautiful One“ als herzerweichende Hommage an seinen Kollegen Jon Auer. Ob des andächtigen Auditoriums kramt er sogar die seltene, weil so intime Depri-Nummer „Too True“ hervor, zollt den großartigen Long Winters mit einem Cover ihres „It’ll Be A Breeze“ Tribut, macht aus dem Gitarren-Rock-Song „Reveal Love“ eine wundervoll emotionale Piano-Ballade und entlässt das Publikum mit der Beach-Boys-Hymne „Good Timin’“ in die kühle Linzer Nacht. Ergreifender können Soloauftritte nicht sein!
Weitere Infos: www.kenstringfellow.com