Wer einmal ein holländisches Festival besucht hat, weiss, wie herzlich dort gemeinhin die Atmosphäre ist. Man bekommt von wildfremden Menschen Biermarken oder Flüssignahrung geschenkt, auf den Kontostand blickt hier niemand, Geselligkeit und Spaß steht stets im Vordergrund. So auch bei der zweiten Ausgabe des Fields Of Rock, das nach dem gelungenen Auftakt vor zwei Jahren ein schweres Erbe anzutreten hatte.
Doch mit einem höchst namhaften Programm war dies natürlich kein Problem. Der Goffertpark war brechend voll und Schatten leider Mangelware. Mit großem Laufeinsatz hätte man wohlmöglich alle der zuweilen sehr unterschiedlichen Acts sehen können, aber bei knapp 30 Grad Celsius und chronischem Bierdurst beschränkt man sich dann doch gerne auf eine handvoll Highlights. Motörhead taten das, was sie schon immer taten: rocken - ehrlich, gut und markant. Slayer im Anschluß wirkten älter, aber sonderbar vital. Bei Velvet Revolver schieden sich die Geister: Muss Scott Weiland vor den Poser-Weltmeistern Slash und Duff den schwul herumstolzierenden Gockel geben? Gerockt hat‘s trotzdem. In Sachen Tightness macht Audioslave nach wie vor niemand etwas vor. Selbst die arg kränkelnden Songs vom neuen Album hatten einen Mördergroove. Leider war Frontmann Chris Cornell nicht ganz in Form, schrie unaufhörlich und liess sich gerne beschimpfen. Schön, dass die Band in solchen schwachen Gig-Phasen mit Krachern aus dem Soundgarden- und RATM-Backkatalog aufwarten kann - das Publikum tauschte daraufhin gerne den in die Luft gereckten Mittel- gegen Zeige- und Kleinen Finger. Kurzer Schwenk abseits der monströsen Doppel-Hauptbühne. Im Zelt reissen Machine Head die Erde auf, die Menge tobt und feiert ihren drohenden Untergang. Davor noch The Dillinger Escape Plan, teils unverstanden, teils selbst mit Zerstörungseskapaden von Sänger Gregg Puciato total unverständlich - und letztlich auch leider uninteressant. Die MTV-Stage bot kleine Freuden für Jedermann. Dreadlock Pussy wurden frenetisch abgefeiert, Helmet mühten sich, aber ausser einem sichtlich erfreuten Page Hamilton gab es nicht viel zu lachen. Soulfly dagegen waren eine Macht und sorgten für eine glücklich hüpfende Meute. Dann das lang erwartete Highlight auf Main Stage A. Black Sabbath wurden mit einem unglaublich albernen Intro eingeläutet: Ozzy-Sprachfetzen wurden mit den bekanntesten Riffs der britischen Altmeister gemischt und sollten die Menge wohl einheizen. Und genauso ging es weiter. Ozyy‘s andauerndes „I can‘t fucking hear you!“ hat einfach jeden Song zerstört, seine juvenile Winke-Winke-Animation war einfach unerträglich. Geezer Butler und Tony Iommi mühten sich, das sinkende Schiff zu retten, das der lahmende Drummer Bill Ward zusehends versenkte. Aber egal, sind ja nicht mehr die Jüngsten, also ward ihnen kollektiv verziehen. Hauptsache, sie waren da. Flogging Molly kämpften im Metal-Land derweil mit halbleerem Zelt und brachten dieses dennoch zum Kochen. Wenn irgendwo Party groß geschrieben wird, dann bei diesen irren Ami-Iren! Rammstein zum Abschluss war gewohnt groß. Viel Feuer, viel Stampf-Beat, viele glückliche Menschen, denen der teutonische Kraftausdruck das Blut in den Adern gefrieren lässt. Als es dunkel wird ist alles vorbei, und niemand will es so richtig wahrhaben. Aber nur bis zum nächsten Mal, wenn wieder ein Sommer voller Tourneen der ganz großen Namen ist und das Fields Of Rock sie wieder alle unter einen Hut bringen kann.Weitere Infos: www.fieldsofrock.nl