30. juni 2004
Jemals die Stooges live zu sehen war bis zu diesem Tag ein unerfüllter Traum. 1968 gegründet standen sie Pate für alles, was sich später Punk nannte. Doch nach drei regulären Alben und unzählbaren Bootlegs zog Fulltime-Junkie Iggy Pop 1974 nicht gerade sensibel den Stecker raus. Und jetzt, 30 Jahre später, warte ich in Bonn unter einem gigantischen Zeltdach mit 3000 anderen erwartungsvoll auf die Band. Die Spannung ist fühlbar. Und dann ist es soweit, die Stooges betreten die Bühne und beginnen sofort mit „Loose“. Bei den ersten Riffs von Ron Asheton stürzen sich kahl gewordene Vierziger mit Bierbauch mit ihren 16jährigen Kindern voller Enthusiasmus in den ständig größer werdenden Pit von Rockern und Punkern vor der Bühne. Die Resonanz nach dem ersten Song ist ohrenbetäubend und mindestens dreimal so laut wie das, was aus den PA-Boxen knallt.Dass die Show choreographisch eine perfekte Kopie der „Live in Detroit“-DVD ist, schmälert den Eindruck keinesfalls. So steigt Iggy bei der zweiten Nummer auf die Bassboxen von fIREHOSE-Bassist Mike Watt, der sehr gut den Platz des verstorbenen Bassisten Dave Alexander ausfüllt. Während bei „No Fun“ jeder aus der Menge auf die Bühne darf, schreit Iggy mehr „Fucks“ als jede Rapcrew. Das Publikum geht mit, als wenn sie noch nie eine Rockband gesehen hätten. Pure Magie, als wenn jeder das Gefühl hätte, hier etwas besonderem beiwohnen zu dürfen. Und das ist es auch, diese Band rast wie ein nicht zu stoppender Schnellzug durch Wiege des Rocks. Im Dschungel verschiedener Reunion-Bands sind die Stooges eine wohltuende Ausnahme. Hier stehen fünf Musiker, die ihre Performance sichtlich genießen. Vielen Dank, meine Herren, dass ich das miterleben durfte.
Weitere Infos: http://www.arny.nl/stooges.html