Ryley Walker meldet sich zurück: Beim Gastspiel in Nijmegen macht der 32-jährige Tausendsassa aus Chicago vom ersten Ton an klar, dass er zwar den Suchtmitteln, die ihn vor wenigen Jahren an den Rand des Selbstmords getrieben hatten, den Rücken gekehrt hat, das Feuer der ungezähmten Kreativität aber immer noch hell in ihm lodert. Zuvor eröffnet Simon Joyner den Abend mit einem Akustik-Soloset und fesselt das Publikum vom ersten Moment an. 40 Minuten lang herrscht ehrfürchtige Stille im für einen Montagabend gut gefüllten Saal des Doornroosje, während der 50-jährige Troubadour aus Omaha, Nebraska, die simple Magie einer Stimme, einer Gitarre und eines sagenhaften Talents als Geschichtenerzähler beschwört. Dabei fasziniert er mit Liedern aus seinem just veröffentlichten neuen Album ´Songs From A Stolen Guitar´ – die einem Freund in Athens, Georgia, entwendete Gitarre spielt er übrigens auch an diesem Abend – und Rückgriffen auf seinen riesigen Backkatalog der letzten 30 Jahre, von denen der wortgewaltige Opener ´Old Days´ und das wunderbar friedvoll klingende ´Morning Sun, Slow Down´ besonders hell leuchten. Der gekonnt reduzierte Sound seines neuen Albums mag bisweilen an Leonard Cohen zu Glanzzeiten erinnern, auf der Bühne dagegen ist Joyner mit seiner leicht lakonischen Art und dem spröden Charme seiner Stimme Townes Van Zandt ganz nah. Bei Ryley Walker hat man danach das Gefühl, einer privaten Jam-Session in einem etwas überdimensionierten Wohnzimmer beizuwohnen, bei der sich der bestens gelaunte und auch mit herrlich albernen Ansagen glänzende Sänger und Gitarrist und seine beiden kongenialen Mitstreiter Andrew Young am Bass und Quin Kirchner am Schlagzeug einfach intuitiv fallen lassen und den Songs – brandneue, wie ´So Certain Tall Tales´ aus der aktuellen EP gleichen Namens ebenso wie alte Klassiker wie ´The Halfwit In Me´ – immer wieder neue Seiten abgewinnen. Anders als in der Vergangenheit, als Walker seine Lieder so des Öfteren brachial kaputtspielte, klingen sie an diesem Abend stets kunstvoll virtuos, wenn Walker und die Seinen wunderbar unbekümmert zwischen Folk-Leichtigkeit, Jazzrock-Freigeistigkeit und Sonic Youth´schem Experimentalismus viel wagen, aber nie unterwegs verloren gehen. Das Publikum ist zu Recht begeistert!
Weitere Infos: ryleywalker.com