Thalia Zedek erklärt die Krise für beendet. Seit jeher eine Künstlerin, für die es scheinbar keine unlösbaren Probleme, sondern lediglich zu meisternde Herausforderungen gibt, startet die 60-jährige Amerikanerin an diesem eisig-kalten Freitagabend gemeinsam mit ihrer Band im beschaulichen Wetzlar eine Tournee, die sie rund fünf Wochen lang kreuz und quer durch das immer noch pandemiegeschüttelte Europa führen wird – übrigens nur die erste von gleich drei Gastspielreise in diesem Jahr, denn schon im Mai kehrt sie mit E zurück und im November wird sie dann mit den wiedervereinten Come in unseren Breiten unterwegs sein. Die Beharrlichkeit, mit der Zedek an ihren Plänen festhält, passt ausgezeichnet zu den Songs ihres aktuellen Albums ´Perfect Vision´, die im Mittelpunkt des 85-Minuten-Auftritts im Franzis stehen. Es sind Songs, mit denen sich Zedek auf die Suche nach mehr Klarheit in Zeiten wachsender Isolation und Unsicherheit macht, Songs, die den Schmerz und die Angst in den Fokus rücken, die eine zunehmende physische und ideologische Spaltung nicht nur in den USA mit sich bringen. Mit ungebrochener Entschlossenheit tritt sie dabei für die gute Sache ein, vergisst allem Sendungsbewusstsein zum Trotz aber auch nicht, ihr Klangspektrum dezent, aber doch merklich zu verändern. Dass die personell runderneuerte Thalia Zedek Band, die in Wetzlar ihre Feuertaufe erlebt, nun ohne Piano, vor allem aber ohne die in den letzten 20 Jahren so ungemein prägende Viola von David Michael Curry auskommt, führt zu einem merklich schlankeren, deutlicher stärker auf Zedek selbst zugeschnittenen Sound, in dem der frühere Son-Volt-Trommler Dave Bryson und Kaethe Hostetter an der Violine dafür sorgen, dass bluesgetränkte Dichte oft gegen ein luftigeres Rock´n´Roll-Feeling mit einem Hauch von Country eingetauscht wird, während Bandveteran Winston Braman am Bass selbst in stürmischeren, von punkiger Energie beseelten Momenten alles mit stoischer Ruhe zusammenhält. Zedek sei zu schlau, um in Panik zu geraten, aber nicht immun gegen schwelendes Unbehagen, hatte im vergangenen Jahr ein US-Rezensent behauptet. Im Franzis gibt´s die in Töne gegossene Bestätigung für diese These.
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