"Ich war schon immer dafür, nicht zweimal das gleiche Lied zu schreiben", sagt Holly Miranda. Das klingt auf den ersten Blick wie eine Floskel, doch bei ihrem Gastspiel im Schatten der Reeperbahn setzt die 35-jährige Amerikanerin das selbsterklärte Ziel mit sagenhafter Leichtigkeit in die Tat um: Wirklich jeder einzelne ihrer Songs ist vollkommen eigen und unverwechselbar. Selbst aus dem Manko, in Hamburg nicht das große Besteck ihres feinen aktuellen Albums ´Mutual Horse´ zur Verfügung zu haben, schlägt sie Kapital, indem sie stimmlich die gleiche Freigeistigkeit an den Tag legt, die ihre Songs so atemberaubend macht. Bisweilen scheinen die Worte einfach aus ihr herauszupurzeln, wenn sie gesanglich Brücken vom Indie-Terrain in die wunderbare Welt des Soul baut. Ihre beiden Mitstreiter Maria Eisen am Saxofon und Jonathan Ulman am Schlagzeug sorgen derweil dafür, dass virtuoser Minimalismus und ambitionierter Eklektizismus an diesem Abend ganz nah beieinander liegen. Bei aller Begeisterung für die eigene unbändige Kreativität hat Holly aber auch ein gutes Gespür dafür, wann sie ihr Publikum zu überfordern droht, und fängt es in den genau richtigen Momenten mit hinreißenden Coverversionen von ´Never Tear Us Apart´ (INXS), ´Nothing Can Change This Love´ (Sam Cooke) und ´I Will Survive´ (Gloria Gaynor) spielend wieder ein. „Hamburg! Ich hatte es nicht beabsichtigt, aber ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt”, schreibt sie am Morgen nach der Show auf Instagram. Das, liebe Holly, beruht auf Gegenseitigkeit!
Weitere Infos: www.hollymiranda.com