Beim Abendessen braucht Emma Ruth Rundle noch beide Hände, um ihren Kopf festzuhalten, später auf der Bühne dagegen setzt sie ihr Missbefinden in elektrisierende Intensität um. Nach dem mitreißenden Auftakt mit Jaye Jayle, die in Utrecht verwaschenen Psychedelic Rock, das Repetitive des Krautrock, die emotionale Wucht des Bluesrock und die sinistere Seite von Nick Cave And The Bad Seeds zu einem finsteren Gloom-Rock vereinen, startet die Amerikanerin nicht wie sonst üblich akustisch, sondern greift gleich zur Stromgitarre. Das lange vor ihrer Solokarriere entstandene ´The Color´ klingt ungefiltert emotional, aber dennoch nicht niederschmetternd oder gar erdrückend, und es ist genau diese klangliche Offenheit, die Rundle zu einer solchen Ausnahmeerscheinung unter den unzähligen Singer/Songwriterinnen macht, die derzeit ihr Leben vor dem Publikum ausbreiten. Nach zwei Solonummern bittet sie Jaye Jayle zurück auf die Bühne, und gemeinsam stürzen sie sich in das erschütternde Material ihrer letztjährigen Großtat ´Marked For Death´. Auf der Bühne steigern sie die unglaubliche, Hall-getränkte Wucht der Studioversionen sogar noch, doch der dicht gewobene, bisweilen apokalyptisch anmutende Sound ist weder ohrenbetäubend laut noch betont brachial. Der ungeheure Druck der Musik steckt in den Songs selbst. Rundles Auftritt endet nach kaum mehr als 45 Minuten, aber länger benötigt sie in Utrecht nicht, um restlos zu begeistern.
Weitere Infos: www.emmaruthrundle.com