Lee Fields hat sie alle kommen und gehen sehen, die großen Soulmen der 60er und 70er. Die meisten der alten Giganten sind heute längst tot, im wohlverdienten Ruhestand oder tingeln mit weichgespülten Lounge-Versionen ihrer alten Hits durch die Casinos der USA. Der kleine Mann mit der großen Stimme aus North Carolina dagegen lässt auch mit Mitte 60 bei seinen Auftritten immer noch (oder besser gesagt: inzwischen wieder) den Geist einer vergangenen Musikepoche aufleben: spröde, warm und herzlich. Mit den sechs weißen Musikern seiner schwer groovenden Band The Expressions gibt er mal den Love Man, dann das Arbeitstier und manchmal auch den Mahner und Träumer, der sich eine bessere Welt wünscht: „We can make the world better, if we come together“, ist seine eindringliche Botschaft. Die Songs zwischen Wehmut, Leidenschaft und Verzweiflung, die er an diesem Abend singt, klingen uralt, stammen aber tatsächlich aus den Comeback-Werken der letzten Jahre, mit dem innerhalb kürzester Zeit unsterblich gewordenen ´Faithful Man´ als Höhepunkt. Gekleidet in einen silbermetallisch glänzenden dreiteiligen Anzug, den nur schwarze Soulsänger und mexikanische Gameshowmoderatoren ungestraft tragen dürfen, tut Fields in Essen alles dafür, seinem Ruf als „Little JB“ gerecht zu werden. Als echte Rampensau tigert er wie einst James Brown schweißgebadet, aber unermüdlich von einer Bühnenseite zur anderen, dreht Pirouetten, singt und kreischt, reißt die Augen weit auf und ist dabei kurze 75 Minuten lang stets nah am Publikum. Am Ende wollen die begeisterten "Zugabe"-Rufe selbst dann nicht verstummen, als das eingeschaltete Saallicht und die Musik aus der Konserve längst klarmachen, dass das Konzert vorüber ist…
Weitere Infos: leefieldsandtheexpressions.com