„Nach vorne zu schauen ist immer sehr wichtig!“, erzählte uns Gemma Ray diesen Sommer im Interview, und trotz eines auch weiterhin unüberhörbaren Hangs zu Sound und Ästhetik von gestern setzt sie dieses Motto auch bei ihrer Rückkehr ins Oberhausener Druckluft um. Denn obwohl die Lieder ihres aktuellen Albums ´The Exodus Suite´ natürlich im Vordergrund stehen, sind die Live-Versionen nicht einfach nur Abziehbilder ihrer Studio-Pendants. Zusammen mit ihrem ständigen Begleiter Andy Zammit an Schlagzeug und Keyboard und Frederik Kinbom an Lapsteel und Bass lässt die in Berlin lebende Britin die neuen Lieder zwischen knisternder Pop-noir-Leidenschaft und sehnsüchtigem Wüsten-Blues-Twang auf der Bühne um einiges konkreter klingen, als das die bisweilen gewollt skizzenhaften Aufnahmen auf der Platte hätten vermuten lassen. Dafür begräbt Kinbom seinen Lapsteel-Sound immer wieder unter einem ganzen Haufen verrückter Effekte, und auch Ray holt aus ihrem eigens angefertigten Gemmarator und den Tretminen zu ihren Füßen das Maximum heraus. Überhaupt setzt sie inzwischen viel mehr auf klangliche denn auf visuelle Hilfsmittel. Das berühmte Messer, mit dem sie die Gitarrensaiten malträtiert, kommt inzwischen kaum noch zum Einsatz. Zwischen den Songs gibt sie sich derweil ungewohnt redselig und hält mit ihrem Entsetzen über den Brexit nicht hinter dem Berg. Die erfreuliche Erkenntnis: Auch wenn ihr Sound oft „larger than life“ ist, steht Gemma Ray offensichtlich mit beiden Füßen mitten im Leben.
Weitere Infos: www.gemmaray.tv