„Wir nennen das intime Atmosphäre“, scherzt Laura Stevenson nach ihrem mitreißenden Konzert in Wiesbaden ob der doch eher traurigen Zuschauerresonanz an diesem sonnigen Fronleichnamstag. Dass die 32-Jährige aus Long Island so locker damit umgeht, überrascht dann doch ein wenig, schließlich hat sie sich in den letzten Jahren vor allem mit brutal ehrlichen Runterbringer-Songs und einer pessimistischen Weltsicht einen Namen gemacht. Auch bei ihrem Auftritt im Keller der Kreativfabrik fallen Sätze wie „Das nächste Lied ist noch trauriger als das letzte“ gleich mehrfach, doch inzwischen stellen Laura und ihre mit blindem Verständnis agierende dreiköpfige Band den düsteren Texten einen betont selbstbewussten Sound entgegen, der alle Sorgen mit hymnischer Power-Pop-Positivität einfach wegfegt. Die zumeist in der Tradition von Folk und Country stehenden Lieder ihrer ersten drei Alben spielen an diesem Abend nur Nebenrollen, im Zentrum stehen die eindringlich-direkten Indierock-Songs ihrer letztjährigen Großtat ´Cocksure´, die man mitsingen möchte, bevor man überhaupt die Texte kennt. Statt leidvoll auf den Boden zu starren, will man deshalb viel lieber strahlend die geballten Fäuste gen Clubdecke recken, wenn sich die vier Amerikaner hörbar ungestümer als auf der LP in Songs wie ´Torch Song´, ´Life Is Long´ oder das feine Replacements-Cover ´Alex Chilton´ werfen, denn für eine Künstlerin, die lange Zeit vom Tod besessen schien, klingt Laura Stevenson an diesem Abend geradezu unerwartet fröhlich – und lebendig.
Weitere Infos: www.laurastevenson.net