Bevor über das Festival insgesamt gesprochen werden kann, muss über den Auftritt von The Rolling Stones gesprochen, schließlich waren sie mit verantwortlich für die mehr als 100.000 verkauften Karten. Und der Auftritt war einfach eine Bank - auch dadurch, dass sie ihren alten Mitstreiter Mick Taylor auf der Bühne hatten. Mick Jagger parlierte zwischendurch immer wieder in dänisch mit dem Publikum (der Mann hatte zwischendrin mal eine dänische Freundin), das völlig aus dem Häuschen war. Und eine Heimkehr der besonderen Art war es für The Rolling Stones auch. Die berühmte Orange Stage, Symbol des Roskilde-Festivals, wurde 1976 eigens für eine Stones-Tour gebaut und kam dann später in Roskilde zu neuen Ehren. Eine Generationenvollversammlung war das Konzert zudem. Aber was gab’s sonst noch? Ganz großes Kino waren auch die Konzerte von Damon Albarn, Seeed, Rob Zombie und Manu Chao La Ventura. Auf ganzer Linie hat Stevie Wonder enttäuscht, der offenbar mit dem Ehrgeiz die Bühne betrat, seine Stücke 150prozentig so klingen zu lassen, wie auf Platte. Sehr, sehr langweilig. Und dann gab’s da noch die Entdeckungen, dazu gehörten zweifelsohne die Barmer Boys. Mal zaubern sie traditionelle, indische Klänge aus dem Harmonium, dann legen sie die Dholak-Trommel in die Ecke und wechseln zu mundgemachten Beatbox-Rhythmen. Ein weiter Geheimtipp war die Atomic Bomb Band. Dirigiert vom Afrofunk-Musiker Ahmed Gallab alias Sinkane widmeten sich Beastie-Boys-Mitstreiter Money Mark, Mitglieder des LCD Soundsystems und Hot Chip sowie Damon Albarn dem Werk des weitgehend unbekannten nigerianischen Synthie-Pop-Pioniers William Onyeabor. Durch die hohen Verkaufszahlen konnte die Nonprofit-Organisation Roskilde-Festival einen hohen Betrag erwirtschaften, der an kulturelle und soziale Projekte gestiftet wird. Text: Franz X.A. Zipperer / Fotos: Roskilde Festival / Christian